Mit
Wirbelwind im Geschwindigkeitsrausch
Von Mark III bis
zum ersten Mini-PC: Entwicklungen zwischen 1950 und 1960
Vierter Teil unserer Serie
Computerpioniere
Während sich Deutschland im
Aufbaufieber befand, die Fräuleins stolz ihre
Nylonstrümpfe zeigten und das
Schwarzwaldmädel für volle Kinos sorgte,
wetteiferten vor allem amerikanische Wissenschaftler um
die Weiterentwicklung des Computers. Fünf Jahre nach
Kriegsende stellte Howard H. Aiken seinen Mark
III vor: ein Rechenmonster mit ungefähr 5000
Elektronenröhren und acht Magnettrommeln als Speicher.
Auch die beiden
ENIAC-Väter John Presper Eckert und John
William Mauchly waren nicht untätig. Mit ihrem
UNIVAC lieferten sie die Grundidee für eine
serienmäßige Produktion und den ersten Rechner
sowohl für wissenschaftliche als auch kommerzielle
Zwecke. Nur kurze Zeit später konterte der Konkurrent
IBM mit dem Modell 701, das gleich über die doppelte
Speicherkapazität verfügte.
Zu den Computerpremieren Anfang der
50er Jahre gehörte auch der Wirbelwind. Auf
diesen Namen taufte der Amerikaner Jay Wright Forrester
vom Massachusetts Institute of Technology das
Rechenungetüm, das 1953 über den ersten
Magnetkernspeicher überhaupt verfügte. Weiteres
Kennzeichen des Wirbelwind: eine sehr
schnelle Zugriffszeit auf die gespeicherten Daten, den
die bis dahin eingebauten Magnettrommeln nicht bieten
konnten. 1955 galt er deshalb als das schnellste
Elektronengehirn überhaupt. Und noch eine Erfindung
unterstützte den sich anbahnenden
Geschwindigkeitsrausch: 1954 entwickelte der Amerikaner
John W. Backus die Programmiersprache Fortran. Damit
konnten die Rechenfunktionen noch schneller bewältigt
werden. Langsam, aber sicher eroberten die
Rechenautomaten den Alltag. Immer mehr Finanzbeamte und
Buchhalter nutzten sie, Kaufhauskonzerne und Banken
rissen sich um das neue Werkzeug. Die revolutionärste
Idee in dieser Zeit aber war der Einsatz von Halbleitern
den Geburtshelfern der Computer der zweiten
Generation. Schon 1948 hatten Erfinder der Bell
Laboratories den Transistor entwickelt ein
kleines, leistungsstarkes Bauteil mit geringerem
Stromverbrauch und längerer Lebensdauer als die klobigen
Elektronenröhren.
Am 19. März 1955 war
Transistor-Digital-Computer TRADIC
fertiggestellt, wiederum unter US-Regie. Sein Innenleben
bestand aus zirka 800 Transistoren und 11 000
Germaniumdioden. Auch in Deutschland zog man nach: Der
erste vollständig aus Transistoren bestehende und in
Serie hergestellte Computer hieß 2002
(1957). Der Hersteller: die Siemens AG.
Wenig später versuchte ein junger
Ingenieur, die bis dahin sündteuren und nur von
Spezialisten zu bedienenden Computer zu verkleinern und
so für jedermann nutzbar zu machen. Mit seinem Bruder
lötete Ken Olsen 1960 den ersten Mini-PC
zusammen: PDP-1 war zwar nicht so
speichergewaltig wie seine älteren Brüder, dafür aber
durch seine Tastatur als interaktiver Rechner angelegt
und zum Schnäppchenpreis von 120 000
Dollar erhältlich. Doch die eigentliche
Computerrevolution sollte noch kommen. ILONA HÖRATH
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