Trotz aller Euphorie, die das Jahr 2000 besonders im Multimediabereich mit sich bringt, könnten viele Computer durch den bevorstehenden Jahrtausendwechsel um ein ganzes Jahrhundert zurückgeworfen werden - zumindest was die Datumsangabe betrifft.
Viele Rechner werden nämlich an Silvester 1999 nicht in ein neues Jahrtausend starten, sondern den Beginn des gerade vergangenen Jahrhunderts anzeigen. Dies liegt daran, daß die meisten Systeme das Datum intern sechsstellig speichern und die Jahrhundertangabe "19" automatisch ergänzen. Den 7. August 1996 würde der Computer beispielsweise als 07/08/96 darstellen. Entsprechend würde die Jahrtausendwende mit 01/01/00 gekennzeichnet. Unvorbereitete Computer hielten diese Angabe für den 1. Januar 1900.
Die Folgen wären freilich fatal: Säuglinge wären für die PCs Greise; Buchungen hätten scheinbar hundert Jahre Verspätung. Um größere Auswirkungen auf den Geschäftsalltag zu verhindern, arbeiten die meisten Unternehmen bereits heute daran, zweistellige Jahresangaben durch die unmißverständlichen vierstelligen zu ersetzen.
Die Datev beispielsweise, die zu den größten Softwarehäusern Deutschlands zählt, hat bei der selbst entwickelten Software schon 1993 die Jahresangabe mit vier Ziffern eingeführt. Fremde Systeme werden meist "nach und nach" und in Verbindung mit Änderungen, die durch neue Gesetze nötig geworden sind, angepaßt.
Keine "größeren Probleme" sieht auch das Versandhaus Quelle, das nach eigenen Angaben über eine der "leistungsfähigsten Datenverarbeitungs-Abteilungen" verfügt. Die Spezialisten prüfen derzeit noch, wie der eigene "Softwaremix" am einfachsten umgestellt werden kann. "Wir haben noch Zeit bis zum Jahr 2000 und machen uns deshalb keine Sorgen, daß die Umstellungen rechtzeitig fertig werden" meint ein Unternehmenssprecher und verweist auf die Umstellung der Postleitzahlen vor drei Jahren, die die Quelle als eines der ersten Großunternehmen fertiggestellt hatte.
Der Softwaregigant Microsoft hat ebenfalls bereits das Problem erkannt und vorgesorgt. Die meisten Programme werden schon seit geraumer Zeit so programmiert, daß sie auf keinen Fall am nächsten Jahrhundert scheitern werden. Windows 3.0 läuft beispielsweise ohne Probleme bis ins Jahr 2099, Visual Fox Pro hätte selbst mit dem Jahr 9999 keine Schwierigkeiten.
Für die meisten Firmen werden deshalb also keine größere Investitionen für die Anpassung vonnöten sein.
BJÖRN ZOLLENKOP