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Multimedia noch keine Gefahr für die CD

Die großen Plattenfirmen setzen noch auf den herkömmlichen Vertrieb ihrer Ware - Erste Experimente

Gerade erst haben wir uns von der Vinyl-Platte verabschiedet, schon scheint die CD vom Aussterben bedroht zu sein. Visionen über ein eigenes Musikprogramm via Computer und Internet werden bereits erstellt, die ersten Blicke in die Zukunft gewagt.

Skeptisch sind jedenfalls die großen Plattenfirmen. Für sie ist das Medieninteresse am "Verschwinden der Tonträger" allenfalls ein Sommerlochfüller. Multimedia soll in den nächsten Jahren als Appetitanreger fungieren.

Neue Motivationen der potentiellen Käufer sind gefragt, spätestens seit sich die Plattenindustrie in die aktuellen Statistiken vertieft hat. Schon längst können die Umsatzsteigerungsraten der letzten Jahre nicht mehr erreicht werden.

Hier hoffen Vertreter der Industrie auf die Spielwiese Multi-Media. Beliebt sind derzeit limitierte Lockangebote bei Erstveröffentlichungen mit "erweiterten" CDs. Eine "normale" CD wird so geprägt, daß sie auch auf einem CD-ROM-Laufwerk abgespielt werden kann. Dies erlaubt beispielsweise Michal-Jackson-Fans, den Text von "They don't care about us" am Computer abzulesen oder aktuelle Videos zu sehen. "Metronome" plant sogar, verstärkt mit Video-Spiel-Produzenten zusammenzuarbeiten, um interaktive CDs zu erstellen.

In die Zukunft wird trotz ausgetüftelter Strategien nur sehr vorsichtig geblickt. "Technisch ist jetzt schon vieles machbar. Aber es ist noch nicht sehr wirtschaftlich, alle diese Fähigkeiten umzusetzen. Deswegen glaube ich, daß die klassischen Tonträger in absehbarer Zeit nicht verschwinden werden", meint Wernmer Theurich von "EastWest"-Records.

Auch beim Einstieg in das Abenteuer "Datenautobahn" agieren Plattenfirmen mit angezogener Handbremse. Bei Internet-Seiten kommt es vorerst darauf an, Werbung für die gerade veröffentlichten Scheiben zu machen. Auch die "Metronome" setzt auf Appetitanreger. Wie bei "Sony", "EastWest" oder "EMI" gibt es dort Bilder der Stars und Biographien zu sehen, bestenfalls sind kurze Hörproben abrufbar.

"Unsere Erfahrungen im Internet sind nur positiv", berichtet Klaus Furthmayr, General Manager für den Bereich "New Business Technologies" bei "EMI". Dort werden Infos über knapp 50 Bands und Künstler angeboten.

Oliver Helwig (Metronome) zweifelt noch an der Akzeptanz solcher Angebote. "Wir sind im Bereich neuer Medien in der Testphase, stellen aber fest, daß viele Musikfreunde weiterhin einen Tonträger in der Hand haben und ihn unkompliziert nutzen wollen."

Neuester Trend: Via Internet bieten Plattenfirmen lockere Gespräche mit Stars an. Vertrauen ist angesagt: Schließlich muß am anderen Ende der Computerleitung der Star sitzen und nicht ein Mitarbeiter der Plattenfirma, der stellvertretend antwortet.

STEFAN MÖSSLER

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