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Wintel-Imperium
gibt den Takt an Tips zum Thema Computerkauf - Wahl des Händlers entscheidend - Preis nicht Kriterium Nummer eins Beim Kauf eines Personalcomputers kann man eigentlich nur alles falsch machen. Das fängt mit der Wahl des Zeitpunkts an - schließlich ist ein halbes Jahr später alles viel billiger - und reicht über die Entscheidung für einen bestimmten Prozessor bis hin zu Detailfragen wie der Beschaffenheit von Speicherbausteinen oder Schnittstellen. Viele Käufer überlassen einen großen Teil der Entscheidung dem Händler - und merken erst zu Hause, daß sie eigentlich etwas ganz anderes brauchen. Am Anfang der Kaufentscheidung steht denn auch die Frage: Was will ich mit dem PC eigentlich machen? Die Antwort entscheidet darüber, inwieweit der Käufer die Verlockungen der Werbung mit immer leistungsstärkeren Rechnern getrost ignorieren kann. Der PC als zeitgemäße Schreibmaschine für das Schreiben und Gestalten von Briefen kommt gut mit einem 386er Prozessor aus. Wer aber seine Urlaubsfotos oder gar die Videofilme am Computer bearbeiten will, ist mit einem Pentium-133 erst am Anfang seiner Möglichkeiten. Überdimensionierte Maschinen Allerdings tut die Industrie alles, um auch den gelegentlichen PC-Anwender zum Kauf der neuesten Maschinen zu bewegen, die für dessen Zwecke eigentlich völlig überdimensioniert sind. Dies fängt damit an, daß es einen PC mit einem 386er Prozessor gar nicht mehr zu kaufen gibt. Solche Geräte sind nur noch in Kleinanzeigen zu finden - mit allen dazugehörigen Unwägbarkeiten und Risiken. Zudem werden die Hardware-Anforderungen der Anwendungsprogramme immer höher geschraubt. Wer heute mit der neuesten Version der meistgekauften Textverarbeitung MS Word einen Brief schreiben will, benötigt dafür mindestens einen Rechner mit 486er Prozessor und acht MB Arbeitsspeicher - richtig flott läuft das Programm für das Betriebssystem Windows 95 aber erst auf einem Pentium-Rechner. Alternativen locken Kritiker sprechen denn auch vom Wintel-Imperium, gebildet von Microsoft mit seinem Standard-Betriebssystem Windows und dem führenden Chip-Hersteller Intel. Wer sich für die Alternative eines Apple-Computers mit dem Macintosh-Betriebssystem entscheidet, trifft sicherlich keine falsche Entscheidung - nimmt aber ein eingeschränktes Programmangebot in Kauf und die Notwendigkeit, sich beim Austausch mit anderen PC-Anwendern mitunter erst abstimmen zu müssen. Der Standard wird von Windows vorgegeben. Zu den wichtigsten Vorüberlegungen zählt schließlich die Auswahl des Händlers - und damit oft verbunden die Entscheidung für einen bestimmten Hersteller. PC-Anfänger sollten nicht den Fehler begehen, den Preis zum Kaufkriterium Nummer eins zu machen. Bei Billigangeboten kommt es regelmäßig vor, daß es in den ersten Wochen zu Problemen oder unerwarteten Schwierigkeiten kommt, die auch einem erfahrenen Power-User den Schweiß auf die Stirn treiben können. Zudem kann im Kaufhaus nur eine eingeschränkte Beratung erwartet werden. Da kommt es dann (wie jüngst in Bremen) schon mal vor, daß der Käufer sich wundert, warum der Multimedia-PC mit Soundkarte so eintönig bleibt - beim Zusammenstellen der Liste mit den Gerätekomponenten wurden die Lautsprecher vergessen. Erstkäufer eines Personalcomputers sind gut beraten, wenn sie das Gerät bei einem kleineren Fachhändler in der näheren Umgebung der Wohnung erwerben, am besten zusammen mit einem Freund oder Bekannten, der sich schon etwas besser auskennt. Sollte etwas nicht so funktionieren wie geplant, kann das Gerät ohne größeren Aufwand zurückgebracht werden. Eine Reparatur wird zudem beim Händler um die Ecke meist schneller erledigt als im Laden der großen Filialkette. Da bei besserem Service die Nerven geschont werden, lohnt sich meist der etwas höhere Preis. Bei Markenherstellern ist in der Regel die Endkontrolle besser als bei Billigprodukten, auch wenn die einzelnen Teile des Geräts oft aus derselben Quelle stammen. Deswegen melden Besitzer von Markengeräten seltener eine Panne als die Benutzer von Discount-Geräten. PETER ZSCHUNKE (AP) |
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