Als Apple 1993 den mobilen "Newton"-Computer präsentierte, wurde nicht weniger als eine Revolution versprochen: Eingabe per Handschrift statt Tastaturgeklapper, Kompaktheit statt sperriger Computer-Hardware.
Doch statt satter Verkaufszahlen erntete Apple massenhaft Lacher. Entpuppte sich doch die Handschriftenerkennung - das Herzstück des "Persönlichen Digitalen Assistenten" (kurz PDA genannt) - als noch wenig ausgegoren, die Bedienung als umständlich und die Arbeitsgeschwindigkeit als mäßig.
Gut drei Jahre nach diesem Flop präsentiert Apple jetzt einen generalüberholten "Newton" mit der Typenbezeichnung 130. Rein äußerlich unterscheidet sich das rund 1300 DM teure Edelgerät kaum von dem Vorgängermodell, dem Newton 120. Die wesentlichen Neuerungen verbergen sich freilich im Inneren des notizblockgroßen elektronischen Helferleins und sollen dem "intelligenten Stück Papier" unter anderem mit mehr Rechenpower zum endgültigen Durchbruch verhelfen.
Möglich machen soll dies aber vor allem das neue Newton-Betriebssystem (OS 2.0). Während nämlich bei früheren Geräten die implantierte Software versuchte, ganze Wörter zu entschlüsseln - was nicht nur bei krakeliger Handschrift zu oft überraschenden Interpretationen des Geschriebenen führte -, ist nun zusätzlich eine Erkennung von Einzelbuchstaben integriert. Ergebnis: Bei unserem Testgerät führte das unter dem Codenamen "Rosetta" entwickelte Programm gleich von Beginn an zu Trefferquoten von über 80 Prozent. Nimmt man sich ein paar Stunden Zeit, um seinen Newton an die eigene Handschrift zu "gewöhnen", läßt sich die Zahl der Mißgriffe drastisch verringern.
Der Newton 130 bietet ferner einen sogenannten Gastzugang, was besonders praktisch ist, wenn man sich den elektronischen Notizblock teilt - bei spielsweise mit dem Ehepartner oder einem Arbeitskollegen. Somit ist der Stiftcomputer in der Lage, zwei unterschiedliche Handschriftenmuster zu erkennen und zu verarbeiten.
Insgesamt gewöhnungsbedürftig ist aber das Schreiben auf dem Newton - schließlich kritzelt man nicht auf Papier, sondern auf einer Glasplatte.
Notizen lassen sich allerdings auch noch anders in den digitalen Helfer eingeben, beispielsweise per "elektronischer Tinte". Dabei wird gänzlich auf die Handschriftenerkennung verzichtet und die Schrift als Grafik behandelt. Und mit einer optionalen Tastatur verwandelt man seinen Newton im Handumdrehen in eine kleine Reiseschreibmaschine, mit der sich dann auch längere Texte wie bei einem Notebook eintippen lassen; der Ausdruck des Geschriebenen gestaltete sich zumindest mit Apple-Druckern problemlos.
Das Display läßt sich dabei auch im Querformat betreiben und - wenn's schummerig wird - beleuchten. Letzteres Feature verkürzt jedoch rasant die Lebensdauer der vier Mignonbatterien, aus denen der Newton seine Energie bezieht.
Der persönliche Assistent ist allerdings mehr als nur ein elektronischer Notizblock. Zusätzlich bietet nämlich der digitale Diener die Möglichkeit, über antippbare Symbole in eine komfortable Termin- und Adressenverwaltung zu gelangen. Das neue Innenleben des Newton sorgt auch hierbei für zügige Performance, und die Bedienung ist - ganz applelike - selbst für Ungeübte schnell zu durchschauen.
Und wen es mit seinem Newton einmal auf eine einsame Insel verschlägt, der wird von der Kommunikationsfähigkeit des Stiftcomputers begeistert sein: Das Versenden und Empfangen von Faxen und E-Mails und sogar das Surfen im Internet ist mit dem Newton und einem angeschlossenen Handy möglich.
MARKUS HÖRATH