Der gemeinsame Diaabend ist out, heute malträtiert man Freunde, Nachbarn und Bekannte besser mit dem eigenen Video vom letzten Urlaub. Doch verwackeltes Gefilme mit wilden Schwenks und willkürlich aneinandergereihten Szenen ist nicht gerade das, was Mann/Frau dann abends bei Salzstange und Bier erleben möchte. Für den ambitionierten Amateur ist da das Thema Videoschnitt angesagt.
Es müssen ja nicht sündteure Bandschnittmaschinen sein, um das Urlaubsvideo mit Effekten, Blenden und Musik zu veredeln. Mehrere Firmen bieten Videokarten für das digitale Bearbeiten am heimischen PC an, die nahezu professionelle Ergebnisse liefern. Dank des Preisrutsches auf dem Hardwaremarkt in den letzten eineinhalb Jahren sind Einsteigersysteme schon ab etwa 500 Mark zu haben.
Wir testeten die "Video DC20" von Miro. Die Braunschweiger Firma liefert nicht nur die nackte Videokarte für S-Video-Qualität mit allen handelsüblichen Anschlüssen an der Rückseite, sondern ein "Komplettsystem" inclusive leistungsfähiger Software. Neben der Einsteckkarte mit neuester PCI-Technik gehört u.a. die Videoschnitt-Software Adobe Premiere LE und das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop LE (ebenfalls von Adobe) dazu. Handbuch und die Software sind in deutsch.
Wenn Miro auch mit der kinderleichter Installation und Bedienung wirbt ("plug & play - einstecken, anschalten, läuft"), bleibt Ärger manchmal nicht aus. Da liegt dann vielleicht ein Kartentreiber bei, der sich nicht mit der ebenfalls eingepackten Adobe Premiere-Version verträgt.
Zusammen mit der Software bietet das Schnittsystem von Miro nicht nur dem Videofreak schöne Erfolgserlebnisse. Auch der Einsteiger kommt nach kurzer Zeit mit der Technik zurecht und baut sich aus einzelnen Szenen mit Hilfe des Schnittfensters einen "neuen" Film. Das Anordnen und die Zeitdauer des einzelnen Clips, das Einfügen von Überblendungen für den raffinierten Übergang der einzelnen Szenen (mehr als 30 davon bietet die Software) ist wirklich mit wenigen Maus-Klicks zu schaffen. Auch das Einbinden von Grafiken, Animationen, Tönen, Texten und Titeln ist durch einfache Anordnung im Schnittfenster zu verwirklichen.
Eine Kontrolle erlaubt das Vorschaufenster jederzeit, Änderungen sind ohne Probleme sekundengenau möglich. So wie die Szenen schließlich im Schnittfenster angeordnet sind, wird der fertige Film von Adobe Premiere berechnet (zusammengefügt) und kann dann direkt von der Festplatte auf Videoband oder Monitor ruckfrei ausgeben werden.
Aber obwohl spezielle Treiber von Miro diesen Prozeß bis zur Hälfte der sonst erforderlichen Zeitdauer beschleunigen sollen, ist Geduld angesagt. Da kann das Berechnen eines Zwei-Minuten-Filmchens mit vielen Überblendungen und sonstigen Tricks schon mal eine Ewigkeit dauern.
Bei unserem Testfilmchen von nicht ganz einer Minute 50 Sekunden verkürzten wir uns die Rechenzeit (neun Minuten) halt mit Kaffeetrinken.
Die lange Wartezeit verursacht aber keineswegs die Karte von Miro oder die Software von Adobe. Der Test-PC mit einem Pentium-133-Chip, 16 MB RAM und einer normalen SCSI-Festplatte ist für die Datenmengen, die beim Videoschnitt anfallen, eigentlich nicht ausreichend ausgestattet - obwohl Miro weit geringere Mindest-Systemvoraussetzungen nennt.
Über Lust und Frust beim Digitalisieren des Videofilms entscheiden vor allem Arbeitsspeicher und Festplatte. Ein Pentium 133 oder besser mit 166 MHz sollten es auf jedenfall sein, dazu 32 Megabyte Arbeitsspeicher (64 MB schaden keinesfalls). Die im Durchschnitts-PC eingebaute EIDE-Platte ist überhaupt nicht geeignet, notwendig sind große SCSI-Festplatten. Doch nicht mal die normale Variante ist hier gut genug: Fast-SCSI, Wide-SCSI oder Ultra-SCSI sind das Maß der Dinge - der Zusatz A/V an der Platte beweist zudem die Eignung für Video und Audiobearbeitung.
INGO GIRNDT
Die Miro Video DC20 kostet knapp 1300 Mark. Wer sich umschaut bekommt sie aber auch schon um etliches unter 1000 Mark - steht doch schon ein Nachfolger mit vielen neuen Funktionen, die DC30, in den Läden.