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Lernen am PC, denn „der Computer hört
geduldig zu und schimpft nicht“
In Kleinsendelbach schreiben Agrar-Ingenieur Joachim Kleinlein und Rechtsanwaltsgehilfin Rosi Bock Programme für Grundschüler – „Nicht mit sinnloser Action ablenken“

Wer glaubt, große Projekte entstünden nur in großen Städten, der irrt. Auch in Kleinsendelbach (Landkreis Forchheim) wird an der Zukunft gefeilt. Dort arbeiten der Agrar-Ingenieur Joachim Kleinlein (34) und die Rechtsanwaltsgehilfin Rosi Bock (36) am „besten Lernprogramm überhaupt“, wie Kleinlein selbstbewußt sagt. Eine erste Disketten-Version für „Deutsch in der Grundschule“ ist bereits fertig und wird unter anderem im Sharewareprinzip im Internet (http://home.t-online.de/home/kleinlein) vertrieben. Ein Mathe-Lernprogramm für die 1. bis 4. Klasse und die Deutsch-Version für die Hauptschule sind in Arbeit.

„Mein mittlerer Sohn ist Legastheniker. Nachdem Computer bei Kindern immer angesagt sind, habe ich mir vor zwei Jahren ein Lernprogramm besorgt. Doch ich war nicht zufrieden“, schildert Rosi Bock, Mutter von drei Kindern, die Ursprünge des Projekts. „Joachim und ich beschlossen, unsere Vorstellung von einem guten Programm einfach selbst zu verwirklichen.“

Erfahrung als Nachhilfelehrerin

Joachim Kleinlein, der mit Landwirtschaft schon lange nichts mehr am Hut hat und sein Geld als Sachbuchautor verdient, übernimmt die Programmierung. Rosi Bock ist zuständig für Inhalte und Graphik: „Ich hab' ein Faible für Deutsch und lange als Nachhilfelehrerin gearbeitet.“ Sie besorgte sich die Lehrpläne der Grundschulen – der Rest war Nachbarschaftshilfe: „Wir haben hier vor Ort auch einige Lehrer. Die stehen uns mit Rat und Tat zur Seite – ehrenamtlich“, erläutert Joachim Kleinlein die „Versorgungslage“.

Das Programm aus dem Verlag Bock kommt ganz ohne Animation und Sound aus. „Die Kinder sollen nicht durch sinnlose Action abgelenkt werden, sondern sich ganz auf die Sprachübungen konzentrieren“, erläutert Kleinlein das pädagogische Konzept. „Eine detaillierte Lernzielkontrolle erlaubt es Eltern und Pädagogen, den Lernfortschritt der Kinder zu verfolgen.“

Ein Schulbuch auf Diskette also – nicht mehr und nicht weniger. So setzt das Team auch auf die Schulen als Käufer und hatte damit bisher auch schon einigen Erfolg – sogar aus Übersee und Rußland kamen Anfragen in die fränkische Provinz.

„Mit unserem Preis von 39,80 DM für alle Grundschulklassen sind wir auf dem Markt für Lernprogramme auch konkurrenzlos billig. Wenn man als Eltern die üblichen 80 bis 100 DM für ein Infotainment-Produkt hinlegen soll, das überlegt man sich schon zweimal“, weiß Kleinlein, selbst Vater von zwei Kindern.

Rabe führt durch den Stoff

Und die Kinder? Wie kommen die mit dem Programm zurecht? „Mein Sohn ist schon besser geworden“, zieht Rosi Bock ihre persönliche Bilanz. „Und eins sollte man auch bedenken: Wenn man mit einem Kind als Elternteil lernt, dann übt man dasselbe immer wieder. Das nervt. Und dann fällt die eine oder andere spitze Bemerkung“, schildert sie die endlosen Nachmittage mit ihrem Sohn: „Der Computer aber, der hört geduldig zu, der schimpft nicht.“

Und beschummeln läßt er sich auch nicht, der Rabe, der durchs Lernprogramm führt. Erst wenn auf Anhieb alle Aufgaben einer Übung richtig ge löst wurden, gibt es zur Belohnung einen Witz – und sogar der unterliegt pädagogischen Grundsätzen: „Witze fördern die allgemeine Sprachbildung“, sagt Rosi Bock. Aber nur dann, wenn der Witz so gut ist, daß man ihn weitererzählt. ANJA KRUMPHOLZ-REICHEL


„Deutsch in der Grundschule“, Lernprogramm für die 1. bis 4. Klasse, Doppelversion mit alter und neuer Rechtschreibung, Systemvoraussetzungen: IBM-kompatibler PC ab 80386 SX mit Windows 3.x oder Windows 95, ab 4 MB RAM, SMB freien Festplattenspeicher. Zu beziehen bei: Joachim Kleinlein, Schellenbergstr. 2, 91077 Kleinsendelbach.

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