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Geldscheffeln im Jenseits

In "Afterlife" müssen Himmel und Hölle gemanagt werden

Wer sich bislang nicht sicher war, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, bekommt jetzt von nicht-klerikaler Seite eine Vorstellungshilfe. Lucas Arts legte mit "Afterlife" die erste Himmel- und Hölle-Simulation vor, die göttlichen Spielspaß und eine verteufelt gute Grafik verheißt.

Der Spieler schlüpft in die Rolle des Jenseits-Managers und muß dafür sorgen, daß sich die Seelen der verblichenen EMBOs, was soviel heißt wie Ethisch Mündiger Biologischer Organismus, im Nirwana wohlfühlen und der Profit stimmt. Denn natürlich herrschen auch in den ewigen Jagdgründen die Gesetze der Marktwirtschaft. Zunächst einmal ist Aufbauarbeit angesagt. Ganz im Stil von "Sim City" müssen Wohnzonen geschaffen und durch Straßen verbunden werden. Kurz darauf trudeln die ersten Geister ein, zahlen ihren Eintritt in Form von "Himmelspfennigen" und suchen sich ein ihren Sünden und Tugenden entsprechendes Plätzchen, um ihre Bestrafungen und Belohnungen in Empfang zu nehmen. Als da wären: Zahnarzt-Torturen bis in alle Ewigkeit, Dauer-Partys oder unendliches Wiederholen der Klassen 7 bis 9. Insgesamt gibt es 200 himmlische Freuden und höllische Martern.

Während sich unser Walhalla füllt, gilt es, den Immobilien-Bestand den wachsenden Bedürfnissen anzupassen. Zur Betreuung der Untermieter sind ganze Heerscharen von Engeln und Dämonen notwendig, die in Trainingszentren ausgebildet werden müssen. Häfen dienen dem Überqueren der Flüsse und Karma-Stations-Anker der Wiedergeburt rastloser Seelen, die nach ihrem erneuten Ableben noch einmal abkassiert werden können. Hektisch wird's, wenn auf dem Planeten Seuchen ausbrechen und die EMBOs in großer Zahl dahin raffen. In diesem Fall machen sich Limbo-Strukturen bezahlt, in denen Neuankömmlinge mit Bier bei Laune gehalten werden, bis neue Wohnflächen ausgewiesen sind.

Dem irdischen Vorbild "Sim City" kann die satirische Jenseits-Variante nicht den Rang ablaufen - trotz der witzigen Spielidee, die ein uneingeschränktes "Halleluja" verdient. Leider machen aber das dürf tige Handbuch und die nervtötende Gebäudekontrolle die Paradies- Verwaltung unnötig kompliziert. Eingefleischte Sim-Fans werden trotzdem ihren Spaß haben, denn zu entdecken gibt es viel. Angefangen von der "Brahmanischen Bullen-Begeisterungs-Ranch" bis zu den "Antörnenden Duschräumen" sind alle Schicksalsstrukturen voll animiert.

"Afterlife" erfordert als Systemvoraussetzung mindestens einen 486 DX2-66 mit 8 MB RAM und einem Double-Speed-CD-Rom-Lauf werk. Das Spiel läuft wahlweise unter DOS oder Windows 95.

ANNETTE BARTOLOSCH

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