Das
Computerspiel Tetris ist mit einem Absatz von 40 Millionen
wahrscheinlich die meistverkaufte Unterhaltungssoftware
überhaupt. Doch sein Entwickler Alexej Padschitnow hat noch
nicht viel davon gehabt, da die
Rechte bisher bei einem russischen Institut lagen. Der inzwischen
in den USA lebende Tüftler freut sich darüber,
daß die Rechte heuer an ihn zurückfallen - aber
eigentlich seien ihmandere Dinge viel wichtiger.
In dem Spiel fallen geometrische Puzzleteile herunter, die mit den Cursor-Tasten noch schnell zur Seite bewegt oder gedreht werden können, damit sie in die am Boden liegenden Teile hineinpassen. Wenn eine Reihe vollständig ist, verschwindet sie, und der Spieler erhält Punkte.
Padschitnow hatte die Idee zu Tetris, als er am Computerzentrum der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften an Programmen zur Spracherkennung und künstlichen Intelligenz arbeitete und sich in einer Pause ein wenig Entspannung verschaffen wollte.
Der Softwarespezialist beschäftigte sich bereits länger mit Puzzlespielen und wollte ein aufwendiges Puzzleprogramm den einfachen Rechnern anpassen, die vor zehn Jahren in der Sowjetunion üblich waren. "Beim Programmieren fiel mir auf, wie komisch die Figuren aussahen, an denen ich arbeitete - als ob sie sich drehten. Und da kam mir die Idee eines Real-Time-Puzzles", erinnert sich Padschitnow. "Und dann habe ich das einfach schnell herunterprogrammiert."
Zuerst übten sich die Kollegen am Institut an dem schnell zu erlernenden, aber nicht ganz einfach zu meisternden Spiel. In kurzer Zeit breiteten sich die fallenden Tetris-Blöcke dann auch im Westen aus. Die damals führenden Spiele-Hersteller Nintendo und Sega lieferten sich einen juristischen Streit um die Rechte an Tetris, den Nintendo für sich entschied. Das Puzzle-Spiel wurde zum Flaggschiff des Gameboys und ging später sogar in das Microsoft-Betriebssystem Windows 3.1 mit ein.
Padschitnow aber sah nie einen Rubel für seine Erfindung. Für zehn Jahre habe er dem Institut in Rußland die Rechte an Tetris abgetreten, sagt der Programmierer. "In diesem Jahr laufen die zehn Jahre ab", erklärt er am Telefon und lacht dabei. Ob er denn jetzt zu Reichtum kommt? "Hoffentlich!" antwortet Padschitnow und lacht noch mehr. Er trauere den entgangenen Einkünften nicht nach - "es hat mir gereicht, daß so viele Leute Spaß an meinem Spiel hatten".
Tetris ist das beliebteste Spiel der ersten Generation von Computerfreaks geworden und vermutlich so oft kopiert worden wie kein anderes Spiel. Inzwischen gibt es Hunderte von Varianten und Weiterentwicklungen. Und: Tetris ist eines der wenigen Computerspiele, die bei Männern und Frauen gleichermaßen Anklang finden. "In diesem Spiel geht es darum, etwas Ordnung in ein großes Durcheinander zu bringen." Er wolle sich nicht bei Feministinnen in Mißkredit bringen, fügt Padschitnow hinzu, aber "diese Art von Tätigkeit gefällt Frauen. Anstatt etwas zu zerstören, abzuschießen oder wegzuschlagen, muß gewissermaßen etwas geschaffen werden".
RIC LEYVA (AP)