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2. PREIS

CHRIS BRUDER

     
 
 
  geb. 1946 in Fürth
lebt in Schnaittach
PUNK, Triptychon (1996)
3 x 1,80 x 80 cm
Mischtechnik
 
  CHRIS BRUDER

Sie gehört, obwohl sie seit gut drei Jahrzehnten ebenso beständig wie unbeirrbar künstlerisch tätig ist, zu den eher stillen, zurückhaltenden und daher auch weniger präsenten Persönlichkeiten in der fränkischen Kunstlandschaft. Das hat gute Gründe, denn die Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin Chris Bruder verweigert sich mit bewundernswerter Konsequenz allen modischen Torheiten, meidet den Lärm und die Umtriebe der sogenannten Szene. Diese Künstlerin hat mit grellen Spektakeln, mit vordergründiger Effekthascherei nichts im Sinn. Und diese Haltung, die geprägt ist von einer großen Ernsthaftigkeit im Umgang mit sich selbst, mit den anderen Menschen und eben auch mit der Kunst, die aus solchen Korrespondenzen erwächst – diese Haltung wird immer wieder sicht- und spürbar in Chris Bruders eigenständigem, unverwechselbarem Werk.

Im Mittelpunkt steht stets die Kreatur, die menschliche, aber ebenso die der Tierwelt. Auf den ersten Blick fixiert Chris Bruder das lebende Wesen mit einer technischen Brillanz, die durchaus altmeisterliche Züge hat. Dieser Künstlerin jedoch geht es nicht um handwerkliche Spielereien. Und ästhetische Artistik um der Artistik willen ist nicht ihre Sache. Chris Bruders hohes Können, ihr genauer Blick für die Details des Lebens und ihre stilsichere Umsetzung der präzisen Beobachtungen sind nur Mittel zum Zweck.

In ihren Bildern, so auch in dem hier gezeigten Triptychon „Punk“, zielt der Blick auf die Conditio Humana tiefer, durchdringt die Oberfläche, die äußere Erscheinungsform der Existenz. Daher ist der Realismus in Chris Bruders Arbeiten ein vielfach gebrochener. So wie das Leben, wie sie es zeigt, ein brüchiges ist, ein Zustand, in dem stumme Blicke von stillen Ängsten, von Zweifeln und vielleicht von verborgenen Wünschen erzählen. Das hat etwas eigentümlich Berührendes und Anrührendes, aber auch etwas Verstörendes und Beunruhigendes.

Die Figuren, oft fragmentarisch in den dunklen Bildraum komponiert und stellenweise mit ihm verschmelzend, sind hier gleichsam Spiegelbilder. Aber sie reflektieren nur bedingt das Antlitz des Menschen. Mehr noch öffnen sie uns den Blick in tiefere Regionen. Und sichtbar werden Seelenlandschaften von hoher Intensität und Sensibilität.

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