Zurück zum Inhalt Für die FrauAls erste Frau illustrierte Evita Gründler die BibelMit den Augen einer Gläubigen Sie ist die erste Frau, die jemals eine Bibel illustriert hat: Die Regensburger Künstlerin Evita Gründler schaffte innerhalb eines Jahres das fast Unmögliche. Sie studierte die Heilige Schrift intensiv, suchte die für sie markanten Stellen heraus und setzte diese bildnerisch um. Innerhalb von 52 Wochen schuf Evita Gründler über 100 Bilder für die Bibel, die Ende September im Pattloch-Verlag (1540 Seiten, 148 Mark) mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren zum 50. Jubiläum des Verlages erscheint. Damit reiht sich die Autodidaktin in die Riege berühmter Bibel-Illustratoren wie Rembrandt, Chagall und Hundertwasser ein. "Besonders froh bin ich darüber, daß ich die ökumenische Einheitsübersetzung gestalten konnte", erläutert die Künstlerin, die ein breites Publikum ansprechen möchte. Eigene Interpretation Daß es sich bei ihren Bildern um feministische Betrachtungsweisen der Bibel handelt, weist die 51jährige von sich. Vielmehr habe sie die Heilige Schrift mit den Augen einer Gläubigen gelesen. "Alle wichtigen Frauen aus dem alten und neuen Testament kommen in meinen Bildern vor", so die "bibelfeste" Künstlerin. Keineswegs nur die "klassischen Szenen", etwa wie Eva Adam die verbotene Frucht reicht, hat Evita Gründler gemalt. Vielmehr sind es die eher unbekannten Verse aus der Bibel, die sie berührt haben. Da ist die kinderlose Sara (Genesis 18), der verheißen wurde, daß sie einen Sohn haben werde. Das Bild der lächelnden Sara, in deren erleuchteten Gesicht das Kind erscheint, symbolisiert Hoffnung und Glaube. Auch den Psalm "Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlaß mich nicht, wenn meine Kräfte schwinden", hat Evita Gründler eindrucksvoll umgesetzt: Ihr Bild zeigt eine alte Frau am Ende des Lebenslabyrinths angekommen, die von Gottes schützender Hand geleitet wird. "Ich möchte mit meinen Hoffnungsbildern den Armen, Alten, Kranken und Kinderlosen Mut machen"; die Künstlerin will ihre Bilder als "gemalter Glaube" verstanden wissen. Kräftige Farben Aber auch an Interpretation wagt sich Evita Gründler, wie beim Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium. Hier läßt die Künstlerin Vater und Mutter gemeinsam den Jungen in die Arme schließen; und das, obwohl die Mutter in den Bibelversen gar nicht vorkommt: "Man hat sie vergessen, ich nicht", erklärt Evita Gründler selbstbewußt. Nicht nur die Motive, die in der neuen Bibel mit den jeweiligen Versen unterlegt sind, machen neugierig auf die Lektüre. Evita Gründler hat kräftige Farben und harmonische Formen gewählt und gibt mit den oft nur angedeuteten Gesichtszügen jedem die Möglichkeit, sich in den Bildern wiederzuerkennen. Gemalt sind die insgesamt 115 Motive mit Acryl auf Holz."Gemalt habe ich tagsüber, abends las ich die Bibel", beschreibt Evita Gründler ihr Schaffensjahr, in dem sich die Künstlerin in ihrem Atelier eingeigelt hatte. Vom Verleger entdeckt Noch immer kann sie ihr Glück kaum glauben und hält es für "unwahrscheinlich", wie alles gekommen ist: Ihr Verleger wurde durch einen Artikel mit Bildern der Künstlerin auf sie aufmerksam.Und dies zu einem Zeitpunkt, als eine Reihe von persönlichen Schicksalsschlägen die Künstlerin zum Malen religiöser Bilder inspiriert hatten. "Ich war einfach reif dazu", resümiert die Künstlerin. Ihr Mann, ein Offizier im Ruhestand, ist heute ihr wichtigster Kritiker.Bereits mit zwölf Jahren gewann Evita Gründler ihren ersten Kunstpreis. Zwar wurde ihr ein Kunststudium nie ermöglicht; gleichwohl nahm sie privaten Unterricht bei bedeutenden Lehrern. Mit 41 gab sie ihren Beruf auf und widmete sich ganz der Kunst. "Ich habe es mir gegönnt, nur noch zu malen", sagt die erste Bibel-Illustratorin der Welt, für die ein Traum wahr wurde. Susanne Stemmler |