Zurück zum Inhalt Für die FrauSpülmaschine mit drei KnöpfenDen Alltag erleichtern: Professorin erforscht "frauenorientiertes Design"Eine schlecht zu reinigende Küchenmaschine mit 20 verschiedenen Funktionen, ein Büstenhalter, der Fülle vorgaukelt, wo eigentlich Leere herrscht: Für Uta Brandes, Deutschlands erste Professorin mit einem Lehrstuhl für "frauenorientiertes Design" sind dies zwei klassische Beispiele von verfehltem Design von Männern für Frauen. Hinter den brustformenden BHs steckt nach ihrer Meinung eindeutig "ein männliches Bild des weiblichen Körpers". Für die unhandlichen High-Tech-Mixer macht die Kölner Professorin sowohl männliche Technikbegeisterung als auch mangelnde Praxisnähe der Designer verantwortlich. Brandes ist fest davon überzeugt, daß die Produktwelt durch einen größeren Frauenanteil im Industriedesign drastisch vereinfacht werden könnte. "Geschirrspüler hätten dann eben nur noch die drei Knöpfe, die man wirklich dringend braucht." Experten schätzen den Anteil weiblicher Designer außerhalb des klassischen Frauenbereich "Textildesign" auf etwa 20 Prozent. Design-Klischees im Visier Allzu glücklich ist Brandes, die in Soziologie und Psychologie promoviert hat und seit rund eineinhalb Jahren in Köln lehrt, nicht über den feministischen Namen ihres Lehrstuhles. Sie spricht lieber vom "Geschlechterverhältnis im Design", das sie mit ihren Studenten und Studentinnen anhand von Design-Klischees untersuchen will. Als Beispiel für typisch weibliches Design nennt Brandes eine Heckenschere, "die das fließende Element der Landschaft in der Formgebung berücksichtigt" und außerdem zwei längenverstellbare Hebel hat, die auch Benutzern mit geringer Muskelkraft eine einfache Bedienung garantieren. "Überhaupt beziehen weibliche Designer häufiger die Umgebung eines Gegenstandes mit in ihre Überlegungen ein", sagt sie. "Sie denken nicht nur, wie mache ich eine Teekanne, die nicht tropft, sondern sie überlegen auch, wie sie in den Schrank paßt und ob Kinder sie leicht zerstören könnten." Frauen sind pragmatisch Als Feministin, die weibliche Ästhetik grundsätzlich für überlegen hält, möchte Brandes jedoch keinesfalls mißverstanden werden. Sie glaubt zwar, daß es einige Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Design gibt. Eine generelle Wertung möchte sie aber nicht abgeben. "Frauen gehen zum Beispiel weniger spielerisch an die Sache heran und haben oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie Unpraktisches entwerfen", meint sie. "Ikonen des Designs" wie die weltberühmte, aber völlig unpraktische Zitronenpresse des Star-Designers Philippe Starck würden aufgrund dieses "manchmal nervigen Pragmatismus" erst gar nicht geschaffen. |