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„Genesis“ legt ein nur durchwachsenes Album vor

Düstere Rockballaden

„Ich habe tatsächlich über das Ende von ,Genesis' nachgedacht“, meint Mike Rutherford, „schließlich wollte ich ,Genesis' auch nicht über den Zenit fortführen. Wir diskutierten darüber und entschlossen uns dazu, erst einmal neue Songs zu schreiben. Dadurch verschwanden plötzlich alle Zweifel. Bereits am ersten Tag schrieben wir den Titelsong ,Calling All Stations'.“

Die Situation war für die beiden Musiker auch nicht ganz neu. Nach der spektakulären „Lamb Lies Down On Broadway“-Tour (1975) verkündete der ursprüngliche Sänger, Textautor und kreative Vordenker Peter Gabriel, zukünftig nur noch solo zu arbeiten. Die englische Band ersetzte Gabriel schließlich aus den eigenen Reihen. Der vorher eher unauffällige Schlagzeuger Phil Collins übernahm nicht nur die Position des Frontsängers, nach und nach avancierte er auch zur Führungspersönlichkeit.

Nachfolger von Phil Collins ist der erst 28jährige Ray Wilson, ehemaliger Sänger der Band Stiltskin, der beim Karrierestart von „Genesis“ noch gar nicht geboren war. Der selbstbewußte Schotte wurde von der Nachricht, bei „Genesis“ im Gespräch zu sein, völlig überrascht. „Man lebt sein normales Leben und plötzlich wird gesagt, Genesis ist an dir interessiert. Da denkt man, Peter Gabriel und dann Phil Collins – und nun ich? Bin ich dafür überhaupt geeignet? Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, dachte ich: ja, dies könnte funktionieren.“ Mit dem Gesang von Phil Collins sind die Phrasierungen des neuen „Genesis“-Sängers nicht zu vergleichen. Wilsons Stimme ist weicher, erinnert insbesondere in Balladen wie „Shipwrecked“ und „Not About Us“ eher an den amerikanischen Sänger Richard Marx.

„Genesis“ '97 sind rockiger, stellenweise auch düsterer als zuvor, dabei jedoch nicht konsequent. Keyboardwände glätten allzu oft die Atmosphäre. Eine Ausnahme ist das Titellied „Calling All Stations“. Hits wie „No Son Of Mine“ oder früher „Carpet Crawl“ sind auf der neuen CD nicht einmal ansatzweise zu entdecken. Die erste Single „Congo“ wird sich allerdings bestimmt schon wegen des Markennamens „Genesis“ gut verkaufen. Bester Song ist die epische Nummer „The Diving Line“, deren außergewöhnliche Instrumental- und Rhythmusparts Erinnerungen an typische „Genesisstrukturen von Mitte der 70er Jahr wachrufen. Insgesamt jedoch ist das neue „Genesis“-Album zwiespältig ausgefallen.

Phil Collins hat inzwischen auch schon die neuen Songs vorab gehört. Auf die Frage des „Genesis“-Managers, was er denn von dem neuen Album halte, antwortet Collins: „Der Schlagzeuger ist wirklich gut!“ Eric Rauch

Mehr Genesis gefällig: Hier geht's zur offiziellen Homepage.

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