U2 - Wenn Irland nach
Großstadt und Disco klingt

Mit metropolitanischem Discosound zeichnen „U2“ auf ihrem neuen Album „Pop“ das Bild der schlichten Ruhe irischer Landschaften. Dabei sind die vier Iren wie immer auf der Höhe der Zeit: Der Rhythmus steht im Vordergrund ihres dichten Tri-Hop-Klanggewebes aus eindringlichen Schlagzeugpassagen, Rockanleihen in Form von Farbtupfern verzerrter Schrammelgitarren und jenem charakteristischen Katzengesang Bonos. Bemerkenswert dabei ist die Fähigkeit, sich nicht mit Vorschlaghammer-Sound in die Verkaufscharts katapultieren zu wollen, sondern trotz aller Klangexperimente die ureigene und typisch-markante Melodik beizubehalten.

„Pop“ ist wiederum ein gewöh nungsbedürftiges Album, doch angesichts der mächtigen Werbemaschinerie, die das Produkt über sämtliche Medien und rund um die Uhr anpreist, wird bestimmt auch „Pop“ den Weg zum Kunden finden. Für „U2“ stellt sich lediglich die Frage, wie viele Millionen Exemplare gekauft werden: „Nur“ zwei Millionen wie vom 85er Album „Wide Awake in America“ (welch' Flop!) oder aber 15 Millionen, wie im Falle des bislang erfolgreichsten Albums „The Joshua Tree“. Damit gewannen „U2“ den Grammy und führten in 22 Ländern die Charts an.

Hätten sie diesen Erfolg unbedingt übertreffen wollen, würden ihre Titel bestimmt nicht so hermetisch-introvertiert ausgefallen sein. Zum Glück dürften Verkaufszahlen für eine Band, die bereits weltweit über 70 Millionen CDs unter die Leute gebracht hat, nur mehr am Rande von Bedeutung sein. Und weil anzunehmen ist, daß die vier Stars ihre Musik wirklich nur mehr aus Begeisterung an der Sache spielen, dürfen die Fans auch auf das Gastspiel von „U2“ am 18. August in Nürnberg gespannt sein: Wie werden sich feine Kompositionen im Rahmen einer gigantischen Produktion ausmachen? Wie wird Bono auf einer 700 Quadratmeter großen Projektionswand aussehen? Und war die Wahl des Zeppelinfeldes als Veranstaltungsort nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß?

stw

U2: „Pop“. Island/Polygram.


Van Morrisons heilende Heimkehr

Er ist zurückgekehrt, zurück zu den goldenen Tälern und heiligen Gründen, durch die kristallklare Wasser fließen. Zurück zu den Flußufern, wo die Menschen der himmlischen Musik Pans lauschen. Van Morrison ist wieder angekommen in „Caledonia“, seinem imaginären Land, in dem er früher oftmals seine Musik ansiedelte. Und diese Rückkehr nach verschiedenen musikalischen Experimenten muß dem verschlossenen Iren gut getan haben: „The Healing Game“ nennt er sein neues Album, das in seinen letzten Songzeilen diese Rückbesinnung als heilende Heimkehr ausweist.

Doch die Wege dorthin müssen lang und verschlungen gewesen sein. Denn auch von Anfechtungen, Verwüstungen und tiefen Wunden erzählt „The Healing Game“: Da gleiten stürmische Götter vom Himmel, hinterlassen Menschen in Glashäusern und brennende Landschaften. Narrenschiffe ziehen hier ihre Bahnen, und Schlangen enge Kreise um Menschen, die nicht vorwärts kommen. „Bedeutet dies, daß alles sich ändern muß“, fragt eine Stimme in „Waiting Game“, und bei „This Weight“ heißt es einmal: „Ich muß mich bewegen, um meine Vernunft zu schützen.“

Dieser Aufbruch zu alten Gefilden macht sich denn auch wie die Summe von Van Morrisons bisherigem Schaffen aus. Und dabei verläßt sich der Multiinstrumentalist auf das, was er zeitlebens getan hat: Er variiert, bleibt nie statisch, sondern verbindet virtuos die verschiedensten Stile: So finden sich auf dem Album Soul, Jazz, Rock 'n' Roll und Gospel vermischt mit keltischen Folk-Elementen.

Dazu setzt Van Morrison mal weiche, mal kernige Bläsersätze, verhaltene Piano-Passagen und tiefes Orgelsummen ein – eingespielt durch eine erstklassige Besetzung und umrahmt von Morrisons dunkler Stimme mit ihrer warmen Intonation und vielschichtigen Improvisationskunst.

In ihr dringt auf „The Healing Game“ immer wieder ein religiöser Grundton durch. Auch dies eine Rückkehr, zurück zur offenen Religiosität vergangener Alben. Diesmal nicht mit der überschäumenden Freude an Gott als „Jugend der tausend Sommer“, wie auf „Enlightment“. Sondern mit leiseren Schritten, gleichsam auf der Suche nach den „Schlupfwinkeln des Friedens aus alten Tagen“, wie sie Morrison einst auf „Common One“ beschrieb. Sie tauchen nun vereinzelt wieder auf: als Momente „am Tor der Morgenröte“, als gesungene Lyrik an der Grenze zur Stille.

Es heißt von Van Morrison, daß er bei seinen über dreißig Alben nie einen schlechten Song geschrieben hätte. Das mag der besseren Anschauung seines Könnens halber übertrieben sein. „The Healing Game“ zeugt jedoch erneut von der kreativen Höhe dieses Ausnahmemusikers. Eine Höhe, von der aus die großen Würfe gelingen.

paul

Van Morrison: The Healing Game. Polydor.


CYNDI, OH CYNDI!

Noch immer präsentiert sich die mittlerweile über 40jährige Amerikanerin als etwas schrillere Schwester im Kreis der Pop- und Rock-Damen – auf dem CD-Cover diesmal farnbekränzt, spitzenbesetzt und mit dem bekannten kessen Blick aus den Augenwinkeln. Das ist ihr Image, und es verdankt sich nicht zuletzt der zeitweisen Nähe ihrer Stimme zu leicht quäkenden Kindertönen, wie es besonders in ihrem Dauerbrenner „Girls just wanna have fun“ zum Einsatz kam.

Der schräge Charme wirkt auch heute noch, auf ihrer neuen CD etwa in dem kurios-rätselhaften Schlußsong „Brimstone and Fire“. Geheimnisvoll raunt auch der Auftakt, der dem neuen Werk zugleich den Titel gab: „Sisters of Avalon“. Im übrigen überzeugt die CD wie alle Vorgänger-Scheiben der Verkleidungskünstlerin nicht durchgehend – musikalische Highlights wie „Time after Time“ aus den 80ern, das sogar Miles Davis für seine Trompete adaptierte, sind Glücksfälle in ihrem Repertoire, weil den Rhythmen und der Instrumentierung ihrer meisten Songs genau jene Originalität fehlt, die Cyndi Lauper selbst spielend und spielerisch bietet.

Diesbezüglich kann sich die neue CD durchaus hören lassen: da gibt es zum Auftakt den erfreulichen Beweis, daß die Sängerin im Denken erstaunlich ungezähmt geblieben ist, und künftige Mutterfreuden kündigen sich in der melancholischen Ballade „Fall into your Dreams“ an; überhaupt überzeugt die CD weniger, wo sich Cyndi Lauper forciert rockig gibt (wie in „Love to hate“), sondern mit dem traurigem Zauber eines Stückes wie „Unhook the Stars“ und der schönen Idee, sich ein paar Sterne vom Himmel zu pflücken.

ta

Cyndi Lauper: Sisters of Avalon. Sony Music.


Der Songwriter sucht die Liebe

Für einen Songwriter ist seine Musik zu rockig, für einen Rockmusiker wiederum zu folklastig und für einen echten Songpoeten sind seine Texte viel zu nüchtern und zu banal: Calvin Russell bleibt auch auf seiner aktuellen CD „Calvin Russell“ ein Grenzgänger zwischen den amerikanischen Musikrichtungen. Einerseits nämlich ist der geborene Texaner der Tradition seiner Heimat, der Country-Musik, verhaftet, andererseits aber mischt er vor allem seine neuen Songs in guter, rauher Rockmanier auf.

Im Gegensatz zu seinem musikalischen Crossover ist er inhaltlich eindeutig der amerikanischen Songwritertradition zuzuordnen: Wie seine Kollegen Bob Neuwirth oder der unlängst verstorbene Townes Van Zandt singt auch Calvin Russell von den Verlierern und den Schattenseiten des American Way Of Life, von enttäuschter Liebe („Lovin' You) und von Verlogenheit und Selbstbetrug („I Want To Change The World“). Resignation und Pessimismus, der sich in Songs wie „Nothing Can Save Me From Myself“ bis in düsteren Nihilismus steigert. Eins freilich hat den Sänger immer wieder vor sich selbst und somit vor seinem Ruin gerettet: seine Musik. Nicht umsonst fordert er gleich zu Beginn seiner aktuellen CD mit dem gleichnamigen Song „Let The Music Play“ („Laßt die Musik spielen“). Das ist scheinbar seine einzige Überlebensmöglichkeit in dieser Welt.

sc

Calvin Russel: „Calvin Russell“. SPV.


Eindringlicher Pop aus Schweden: die Band „Wish“
Verwirrte Stadtmenschen

Sie singen von Liebe, der zärtlichen und leisen, der versprochenen und verlogenen, der rastlosen und verlorenen. Und sie erzählen kleine Geschichten, von Menschen, die ihre Bücher verbrennen und dennoch nach Worten suchen, von Menschen wie „Penelope“, die im Kino stets zu laut lacht und daheim Herbstblätter in Schachteln sammelt.

„Temporary love and hate“ nennt die junge schwedische Formation „Wish“ diese für Popmusik ungewöhnlich eindringlichen Momentaufnahmen ihres Debütalbums. Beobachtungen von Figuren, die sich in den Liedern selbst als „ganz gewöhnlich“ bezeichnen und sich lediglich als kurze Kapitel in anderer Menschen Leben wiederfinden.

Viel Halt besitzen sie fast alle nicht, und manchmal beginnen sich die Enttäuschten in den Liedern von „Wish“ orientierungslos im Uhrzeigersinn um sich selbst zu drehen. Dann verwischen sich Zeitangaben, und der Liebessong wird zum Schmerz über eine verlorene Einbildungskraft.

Es ist erstaunlich, wie ruhig und unspektakulär das Sextett um die Sängerin Anja Ryne und den Gitarristen und Songwriter Bengt Johansson diese in Musik gefaßten Schwarz-Weiß-Fotografien verwirrter Stadtmenschen entstehen lassen. Mal eine kurz aufbäumende Gitarre, mal leicht fließende Streicherpartien. Dabei überziehen sie nie die angespielten Stimmungen.

Zwischen den hilfslosen Blicken der Betrogenen und Beziehungslosen finden sich auf „Temporary love and hate“ auch helle Momente wie in „City lights“. Dann spiegelt sich das Licht der Stadt in den Augen zweier Menschen, die an Aufbruch denken und nach der Ankunft des neuen Morgen suchen. Das mag bei „Wish“ nur als Augenaufschlag, als Aufflackern eines Leuchten auftauchen, die aus dem ersehnten Fluchtpunkt geschöpfte Kraft ist dabei dennoch spürbar.

Doch selbst unter den melodiösen Gitarrenriffs schlägt ein trauriger Grundton. Es sind manchmal nur kleine Gesten, die hier die musikalische Linie der unbeschwert laufenden Melodie von dem Gefühl der Trauer trennen. Selbst Lieder, die so fröhlich von herabregnenden „Sonnentropfen“ zu berichten wissen, kennen ein Gefühl der Unruhe.

Sicheren Boden unter den Füßen gibt es in der Welt von „Temporary love and hate“, in der Menschen in Netzen von Lügen aufwachen und mit diesen zu ertrinken drohen, aber nur für kurze Momente. Vielleicht klingt deshalb bei „Ordinary me“ das Bekenntnis an die Freude über einen stetig wiederkehrenden Alltag so hoffnungsvoll und steht am Anfang des Albums.

Daß es sich dennoch lohnen kann, aus diesem Kreislauf auszubrechen, zeigen das träumerische „Land on mars“ und insbesondere die von Anja Ryne mit quirrliger Stimme besungene „Penelope“. Ihr Leben bewegt sich trotz skeptischer Blicke der Umwelt auf einem Weg mit festem Terrain. Sie weiß sich das Leben auch mit sieben Löffeln Zucker in ihrem Tee zu versüßen.

paul

Wish: „Temporary love and hate“. Viceroy.


Donna Lewis gutes Debütalbum "Now in a minute"
Die aufgespürte Popfee

Viel hatten die Verantwortlichen der Atlantic Records von Donna Lewis noch nicht gehört. So wußte auch niemand, wie die unbekannte Künstlerin, deren Demo-Tape Begeisterung ausgelöst hatte, zu erreichen sei. Nur mit Mühe stellten man schließlich den Kontakt zu der gebürtigen Waliserin her. Fast hätte es sogar der Hilfe eines Privatdetektivs bedurft.

Doch das Suchen sollte sich lohnen. Denn mit "Now in a minute" gibt Donna Lewis einen überzeugenden und durchaus wohlklingenden Einstand. Dabei bietet das Album weit mehr als nur den eingängigen Liebelei-Pop ihrer ersten weltweiten Hit-Single "I love you always forever". Denn die studierte Musikerin und Komponistin bringt eine Menge Ideen und Können in die Zusammenarbeit mit dem bekannten Produzenten Kevin Killen ein. Dessen Erfahrungen aus Projekten, unter anderem mit Kate Bush, haben bei den Arrangements der von Donna Lewis fast ausschließlich selbstkomponierten Songs hörbare Spuren hinterlassen.

Darunter befinden sich etliche Glanzlichter reiner Popkultur wie die traurige Ballade "Simone" oder das einer märchenhaften Erzählung gleichende "Agenais". Dabei unterlegt Donna Lewis ihre feengleiche Sopranstimme auf angenehme Weise mit weichen Klangfarben und Synthesizersequenzen, ohne aus den Songs gleich überzuckerte Kitschbonbons zu machen.

Vielleicht fehlt es manchmal an Ecken und Kanten, sind Lieder wie "Fools Paradise" oder "Lights of Life" zu harmlos und auf Sicherheit abgemischt. Doch ihr angestrebt Ziel dürfte Donna Lewis allemal erreichen: "Wenn ich die Leute mit meinen Songs berühren kann, wäre das großartig".

paul

Donna Lewis: Now in a minute. (eastwest)


Grüne Hügel in Moll

Die "Kelly Family" überrascht mit gekonnten Zitaten

Sind es "Simon and Garfunkel", die da säuseln? Trällert "Manhattan Transfer"? Oder schreien die "Les Humphries Singers"? Machen uns "The Mamas and the Papas" an? Nein, es die Kelly Family! Und wer dieser lauscht, der hört eben eine ganze Menge anderer Gruppen mit, denn die Kellys ihrerseits haben ganz schön intensiv reingehorcht bei allem, was auf ihrer Schiene schon erfolgreich war.

Anderen Bands könnte man das zum Vorwurf machen. Nicht aber den Kellys! Dazu sind die nämlich zu virtuos. Sie klauen nicht plump, sie zitieren geschickt, und das macht einen, wenn nicht den großen Unterschied aus. Ohne Zitate ist nämlich, das gilt gerade auch für die Klassik, noch so gut wie keiner ausgekommen.

Nehmen wir den Kelly-Song "Thunder" von ihrer neuen CD "Almost Heaven". Der Anfang ist eine Art Cover-Version des Intros von "Sympathy for the Devil", aber dermaßen raffiniert verkleidet, daß man's erst gar nicht erkennt. Zum Vergleich: Marius Müller-Westernhagen und seine Band ("Es geht mir gut") haben nur eine Kopie von den Rollig Stones ziehen können.

Es ist die Kombination von Perfektionismus und Spielfreude, es ist die im einfachen Songaufbau versteckte Virtuosität, die den ungeheuren Erfolg der Kelly Family mit begründet. Nur die Basis hätte man sich ein bißchen origineller oder auch nur breiter gewünscht. Fast alle Lieder auf "Almost Heaven" klingen nämlich wie ein klassischer Song von Chris de Burgh: Hauptsache moll und melancholisch.

Es kommt auf die Stimmung an, in der man es hört. Was normalerweise nur ganz nett klingt, offenbart bei gewissen Gefühlslagen seine ganze schmerzliche Schönheit. Dann sieht man unwillkürlich einen nebligen Morgen über grünen Hügeln vor sich, mit einem vom Regen reingewaschenen Himmel, der sich nun langsam von der Sonne vergolden läßt.

Wer das kitschig nennen will, muß dasselbe Urteil wohl über die ganze irische Folklore fällen. Denn bei allen Tricks einer großen Orchestrierung zwischen Rockband und Symphonieorchester bleibt die Kelly Family eine klassische Folkband (der zufällig der gesamte Kostümfundus einer alten "Hair"-Inszenierung in die Hände gefallen ist). Gut, vielleicht sind sie ein bißchen melodramatisch, wie in "Like a Queen", und auf jeden Fall sind zwei oder drei traurige Liebeslieder zuviel auf der CD, aber bei Spaß-Stücken wie "Hey Diddle Diddle" oder dem ausgeflippten "Fell in Love with an Alien" brauchen sie keinen Vergleich mit den anfangs erwähnten Vorbildern zu scheuen.

magnus

The Kelly Family: Almost Heaven. Im Vertrieb der EMI.


Suzanne Vegas Album "Nine obejcts of desire"

Im Reich der Sinne

Wie muß das klingen, wenn eine sensitive Musikerin wie Suzanne Vega sich in das Reich der Sinnlichkeit begibt und von Begierden zu singen sich anschickt? Schon der grüne Apfel auf dem CD-Cover, mit dem sich die Sängerin ein Auge verdeckt, zeigt uns an: Hierbei kann es sich um keine drögen Lüsternheiten und musikalischen Fleischbeschauungen handeln.

Neun Objekte des Verlangens (so auch der Titel des Albums) sind es, deren sich die Amerikanerin mit ihrer wasserklaren Stimme annähert: Sie erzählt von einem geheimnisvollen "dünnen Mann" mit dunkler Anziehungskraft auf eine Frau, gleich dem Motiv von "der Tod und das Mädchen". Sie folgt der kleinen "Lolita", die in Hauseingängen wartet, "auf der Suche nach einem Zeichen von Blut oder Zärtlichkeit."

Spannungsvoller Stoff für die auf drei Minuten gedrängten Momentaufnahmen von Randfiguren, wie man sie von Suzanne Vega kennt. Dabei hat die Sängerin nach vierjähriger Schaffenspause eine regelrechte Lust an der Stilmelange ergriffen: Bossa-Nova-Anklänge finden sich ebenso wie Hip-Hop-Töne, orientalische Partien und swingender Jazz.

Die Musik scheint allerdings öfters neben dem Gesang herzulaufen, als seien zwei Songschienen unvermittelt übereinandergelegt. Das klingt manchmal ungewohnt schräg, weit ab von einem sanften Spiel mit den Begierden. Hier pochen die elegischen Stimmungen gefährlich unter der Oberflächenmembran.

Auch wenn Suzanne Vega sicherlich die energische, fast zornige Unruhe ihres letzen Albums "99.9F" sicherlich zugunsten eines demgegenüber verhalteneren Grundtons zurückgenommen hat. Mit "Nine objects of desire" entfernt sich die Songwriterin weiter von der warmen Folkmusic, die ihre ersten Alben prägten. Angekommen an einem neuen musikalischen Zentrum ist sie aber noch nicht. Der Weg bleibt das kreative Ziel.

Der ist für den Hörer allerdings selbst nach mehreren Anläufen noch steinig. Aber so schöne Stücke wie "World before Columbus" oder "Honeymoon Suite" machen die Anfangsmühen dann vergessen.

paul

Susanne Vega: Nine objects of desire. polydor.

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