Geheimtip in der kalifornischen Szene:"Plexi" - ein Interview
Derzeit touren Plexi durch die USA, und spielten dabei
vor wenigen Tagen auch in San Francisco. Arndt Peltner
(AP) sprach bei dieser Gelegenheit mit Michael Angelos
(MA, in unserem Bild rechts), dem Bassisten und Sänger
der Band. AP: Wie hat die Band überhaupt begonnen? MA: Norm Block (Schlagzeuger) und ich haben vor drei
Jahren angefangen zusammen zu spielen. Wir schauten uns
dann auch nach einem Gitarrenspieler um, testeten
wirklich jede Menge Leute, aber irgendwie war keiner
davon unsere Kragenweite. Schließlich kam Michael
Barragan und er zauberte einen Sound aus seiner Gitarre,
den wir noch nie zuvor gehört hatten. Wir beide waren
vollkommen platt von diesem Sound. Danach haben wir
eigentlich die Band um sein Gitarrenspiel herum
aufgebaut. AP: "Cheer up" ist Eure erste LP... MA: Ja, es ist unsere erste Langspielplatte. Wir haben
noch zwei sehr limitierte EP's, die wir eigentlich nur
auf Konzerten verkaufen. AP: Wie seid Ihr an den Vertrag mit SubPop
gekommen? MA: Wir tourten letztes Jahr ziemlich viel und waren dabei auch in Seattle. Unsere EP und einige Mitschnitte kamen dabei auch auf den Tisch des Präsidenten von SubPop, und dem gefiel unser Sound. Zur gleichen Zeit hörten wir auch von größeren Plattenfirmen in Los Angeles. Doch wir waren einfach von der unkomplizierten und lebendigen Art bei SubPop begeistert. Aber auch, wie sie uns entdeckt hatten spricht für sie. Eigentlich sind sie unsere größten Fans. AP: Wie würdest Du Eure Musik beschreiben? MA: Oh Gott! Ich glaube, es ist eine Mischung aus Dark
Gothic, ein bißchen Psychedelic und etwas Pop. Wenn ich
mir das Endprodukt so anhöre, dann sehe ich all die
Dinge, die mich beeinflußt haben. Das reicht vom 60er
Jahre Garage Rock über den 70er Glamour Rock zu den 80er
Gothic Rock Bands. Irgendwie ist das alles in unserem
Sound. Ich hoffe nur, daß wir alles richtig
zusammengewürfelt haben. AP: Wie entsteht bei Plexi ein Song? MA: Meistens jammen wir einfach ein bißchen herum. Wir haben lange Zeit zusammengewohnt, da war das ziemlich einfach. Jetzt schreiben wir getrennt Songs, doch jeder bringt seinen Teil ein. Michael spielt seine Gitarre, ich baue meinen Baß darum herum und Norm knallt seinen Sound noch obendrauf. Aber es ist trotz allem dieser sehr lebendige Prozeß
geblieben. Jeder gibt ein Stück von seiner Idee zu einem
Song. Dann schreibe ich gewöhnlich noch den Text dazu.
Das dauert bei mir zwischen einer Woche und einem Monat.
Es fällt mir nicht leicht, in einem Text genau das
auszudrücken, was ich sagen will. Wichtig für uns ist
jedoch, daß wir bei einen Song zuerst mit der Musik
beginnen. Es läuft bei uns nicht so, daß wir sagen, wir
wollen einen Song über dies oder das schreiben. Erst
kommt also der Sound und der Rest ist dann das
Sahnehäubchen. AP: Warum habt Ihr die Songtexte von "Cheer
up" nicht veröffentlicht? MA: Eigentlich ist es zum Lachen, aber ich bin ein bißchen schüchtern. Ich wollte einfach nicht, daß auf meiner ersten
Platte, meine Liedtexte abgedruckt werden. Es ist ein
schwacher Punkt von mir. Auf dem Papier sehen diese Ideen
immer anders aus, als ich sie im Kopf habe. Aber ich bin
schon oft darauf angesprochen worden, also werde ich sie
wohl demnächst auf unsere homepage laden, damit
zumindest einige Leute die Möglichkeit haben, sich ein
Bild von diesen Texten zu machen. AP: Wo werden Plexi in fünf Jahren sein? MA: Wow! Ich hoffe, daß wir international bekannt
sind, um überall auf der Welt vor Publikum spielen zu
können. Hoffentlich machen wir ein paar Platten, die
sich gut verkaufen und wir somit die Möglichkeit haben,
auch weiterhin an unserem Sound zu basteln. AP: Habt Ihr schon Pläne für eine Europatournee? MA: Ja, hoffentlich klappt es schon im Frühherbst.
Ich will unbedingt dort spielen. Irgendwie bin ich
gespannt darauf zu sehen, wie wir angenommen werden, denn
die Rückmeldungen, die wir bis jetzt bekommen haben,
waren durchaus positiv. Also es wäre schon mal
interessant, unseren Sound vor einem europäischen
Publikum zu testen. Auf alle Fälle wollen wir dabei auch
nach Deutschland. Was ich gehört habe, werden Bands dort
sowieso besser und offener behandelt als in den USA. Hier
ist es einfach ein Schlag ins Gesicht, nach dem Motto:
Der Nächste Bitte. AP: Plexi klingen live lauter, wilder, härter.
Spielst Du lieber im Studio oder auf der Bühne? MA: Es ist einfach ein Unterschied, sich eine Platte anzuhören oder eine Band im Konzert zu sehen. Ich erwarte eigentlich von einer Live-Band immer mehr, als von einer Platte. Ich mag Aufnahmen, die komplex sind, bei denen man wirklich zuhören muß, aber ich möchte einen Live-Gig so haben, daß all die Energie, die sich da angestaut hat auch wirklich rüberkommt. Und bei Plexi ist das ähnlich. Ich bin wirklich froh, daß wir beides haben. Auf der Bühne diesen gewaltigen Monster-Sound und
ganz komplex und vielgliedrig auf unserer Platte. AP: Habt Ihr schon Pläne für eine neue CD? MA: Wir sind schon am Schreiben. Unsere jetzigen Songs sind schon ziemlich alt, so zwei Jahre, also wird es Zeit, alle neuen Ideen zusammenzuschmeißen. Wir gehen jetzt aber das erste Mal daran, wirklich auf eine neue Platte hinzuarbeiten, denn bislang war es immer nur eine Zusammenfassung von bereits bestehenden Songs. |
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