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Mit Sheryl Crow ist es ja so: Alle Welt fragt sich, ob sie nun tatsächlich die bessere Alanis Morrissette ist oder nicht. Denn bis zum völlig überraschenden Mega-Erfolg der jungen Kanadierin mit ihrem Debüt-Album "Jagged Little Pill" war die ehemalige Musikerzieherin Sheryl Crow die einzige auf weiter Flur, die eine Frau war und ein echter Rocker.

Jetzt ist - nach dem famosen "Tuesday Night Music Club" ihre zweite CD erschienen. Die heißt schlicht "Sheryl Crow" und klingt um einiges rauher, garagiger aber auch genialer als der Vorgänger. Nehmen wir bloß mal die potentielle Super-Single "Hard To Make A Stand" (gleich in zwei Versionen auf der CD vertreten) mit ihrem kompromißlosen Rhythmus, der knochenharten Gitarre und dem engelsgleichen Gesang. Oder die zarte Ballade "Home", bei der Frau Crow förmlich ins Mikrofon zu kriechen scheint, so intim klingt sie. Oder die etwas skurrile UFO-Geschichte "Maybe Angels". Oder...

Wenn man der Fachpresse glauben kann, dann hat Sheryl Crow den plötzlichen Erfolg von "Tuesday Night Music Club" nicht ganz ohne psychische Schrammen überstanden - doch davon merkt man auf der neuen Platte nichts mehr. Oder vielleicht doch: Die Songs klingen reifer, schlüssiger, runder als die manchmal nicht ganz ausgegorenen Stücke auf dem Erstling. Die Band spielt, als sei der Leibhaftige hinter ihr her - so gut, wie je eine Rock´n´Roll-Band gespielt hat.

Womit wir wieder bei dem etwas unseligen Vergleich mit Alanis Morrissette wären. Wenn´s denn sein muß: Brilliante Texte wie "Ironic" gelingen Sheryl Crow nicht; dazu ist ihre Bodenhaftung wohl zu stark. Auch bleibt die Musik immer im gleichen Fahrwasser, Experimente wie bei der großen Konkurrentin gibt es selten. Aber, hey: Das ist Rock`n`Roll!

Thomas Gerlach

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