Die Schatzkammer des Erzbistums
Im Bamberger Diözesanmuseum findet sich eine der interessantesten Sammlungen der Region

Bamberg, die "Traumstadt der Deutschen", vor einigen Jahren von der Unesco zum "Weltkulturerbe" ernannt, hat so viele Sehenswürdigkeiten, daß manches in der Fülle unterzugehen droht. So kennen fast alle Bamberg-Besucher den Dom von innen, doch nur wenige beachten auch das direkt daneben liegende Diözesanmuseum. Dabei handelt es sich bei diesem Schatzbehälter der Diözese um eine der schönsten Sammlungen in der Region.

Solche Kostbarkeit braucht auch einen baulichen Rahmen, einen der erlesensten Art: Das Diözesanmuseum befindet sich im ehemaligen Amtshaus des Domkapitels, das um 1730 von Balthasar Neumann, Deutschlands berühmtesten Barockbaumeister, errichtet worden ist. Doch bevor der Museums-Gast über eine der Neumannschen Freitreppen in die Haupträume hinaufsteigt, sollte er im Untergeschoß die wunderbaren Steinskulpturen aus der Blütezeit Bambergs beachten.

Darunter befinden sich die Originalfiguren von der bekannten Adamspforte des Doms, die dort aus konservatorischen Gründen entfernt werden mußten. Die Porträtplastiken des später "heiliggesprochenen" Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde, das einst das Bistum Bamberg gegründet hat, sind Kunstwerke, die dem "Bamberger Reiter" ebenbürtig sind. Ähnlich ausdrucksstark ist daneben ein mittelalterlicher Heiliger Martin. Der ritterliche Mantelteiler wurde im frühen Frankenreich als Reichspatron verehrt.

Bescheidene Alltagsdinge

Daß auch bescheidene Alltagsdinge einen großen ästhetisch-künstlerischen Reiz haben können, belegt die volkstümliche Abteilung des Diözesanmuseums. Dort sind etwa Rosenkränze, Wallfahrtsanhänger, Andachtsbilder und Votiv-Gaben in vielerlei Gestalt zu sehen. Diese Zeugnisse einer naiven Frömmigkeit, eines rührenden Gottvertrauens, das manchen heutigen Menschen fast ein wenig neidisch machen könnte, sollte man in aller Ruhe betrachten.

Ruhe und Konzentration fordern auch die "Highlights" der Sammlung, die so zahlreich sind, daß hier nur ganz wenige Erwähnung finden können. Einmalig ist der "Sternenmantel" Kaiser Heinrichs II., eine riesige Goldfadenstickerei auf Damast. Dieses kostbare Stück sollte Heinrich als Weltherrscher feiern. Dargestellt sind das Universum in Zeit und Raum in der Form von Tierkreiszeichen und Sternenbildern. In einem Schriftband wird Heinrich, der meist in Bamberg residierte, als "Zierde Europas" bezeichnet.

Außergewöhnich ist auch die Auswahl von Reliquienbehältern. Besondere Beachtung verdient etwa das Reliquiar, das ein winziges Stückchen Rohleinen enthält. Das Textilfragment soll vom Lendentuch sein, das Christus am Kreuz getragen hat. Ähnlich prachtvoll sind die Behälter, die ursprünglich die Herzen des Bamberger Kaiserpaares bargen. Unbedingt sehenswert unter den vielfältigen Ausstellungsstücken ist alles: Kelche, kostbare Bibeln, die Pontifikalgewänder des in Bamberg begrabenen Papstes Clemens II., das bekannte Hungertuch, das um 1480 im Bamberger Dominikanerinnenkloster gefertigt worden ist. Ein einmaliger Besuch reicht eigenltich kaum aus, um alles in Ruhe betrachten zu können. BERND ZACHOW

Diözesanmuseum, Domplatz 5, Bamberg; geöffnet Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr.

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