Ausflug in die Industriegeschichte
Das Fabrikmuseum Roth zeigt die Entwicklung des Drahtziehergewerbes
in zwei Jahrhunderten

Wir schlagen dem Wetter ein Schnippchen: Eigentlich sollte an dieser Stelle eine Wanderung durch die Frankenalb – hinein in den Frühling – stehen. Doch der von den Meteorologen angedrohte Temperatursturz verhieß Schlimmes.

Um unsere wanderfreudigen Leserinnen und Leser vor Schnee, Graupel und Regen zu schützen und sie dennoch nicht zu Stubenhockern zu machen, bieten wir einen Ausflug – trockenen Fußes – in die Geschichte an, in die Geschichte der leonischen Industrie:

Diese hält seit Jahren das Fabrikmuseum in Roth lebendig. Besonderheit der 1988 eingerichteten Sammlung: Alle Geräte und Maschinen sind (wieder) funktionstüchtig.

Gezeigt werden in der ehemaligen Fabrikhalle, die dem Museum als Heimstatt dient, der Weg des Halbfertigprodukts, des grob gezogenen Drahtes oder die Herstellung von Geschenk- oder Schmuckbändern.

Zu verdanken ist dies den emsigen Mitgliedern des Historischen Vereins Roth, der das Museum aus der Taufe gehoben hat und auch heute noch betreut. Der Wunsch, die leonische Industrie, die Roth über zweieinhalb Jahrhunderte geprägt hat, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, motivierte den Verein, Maschinen zu sammeln, Musterbücher zu erstehen oder in Chroniken ortsansässiger Firmen zu blättern.

Schon im Mittelalter hatte sich in Roth das Drahtziehergewerbe entwickelt, das die Wasserkraft von Rednitz und Roth nutzen konnte. Die lange Tradition hatte auch maßgeblichen Anteil bei der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Nicht umsonst trug Roth einst den Titel „industriereichste Kleinstadt Bayerns“.

Der Blick in die ehemalige Fabrikhalle, in Büro- oder Umkleideräume ist eindrucksvoll. So kann anhand von Stechuhr und Lohnbuch der tägliche, beschwerliche Weg des Arbeiters nachvollzogen werden. Inzwischen ist das Museum um eine Betriebsschlosserei und eine historische Druckerei erweitert worden. Dadurch kann das Fabrikmuseum einen umfassenden Einblick in die heimische Arbeitswelt der 20er Jahre vermitteln.

Über 23 000 Besucher aus dem In- und Ausland konnten sich davon bereits überzeugen. Und neben den Gästen geizte auch das Bayerischer Nationalmuseum München nicht mit Lob für die zusammengetragenen Exponate. Vor allem die Musterbücher wurden von den Experten als nahezu einzigartig bewertet.

Das Fabrikmuseum ist samstags und an Sonntagen jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Gruppen können jederzeit einen Blick in die Fabrikhalle werfen, jedoch ist dazu eine vorherige telefonische Anmeldung unter den Rufnummern (0 91 71) 6 03 64 oder (0 91 71) 80 611 32 nötig. pm

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