Ideen der Freiheit
Das Deutsche Freimaurer-Museum in Bayreuth informiert über Ursprung, Wesen und Ziele der Bewegung

Auf den ersten Blick erscheint ein Freimaurer-Museum ziemlich kurios. Galt doch seit jeher gerade das Geheimnisvolle und Öffentlichkeitsscheue als ein Grundmerkmal der Freimaurerei. Das führte aber auch zu wüsten Gerüchten über magische Rituale und über revolutionäre Verschwörungen, welche in den Logen angeblich ihre dunkle Heimstätte haben sollten. Während der NS-Zeit wurden die Freimaurer aufgrund dieser absurden Vorurteile verfolgt; ihre Logenhäuser wurden geschlossen. In Bayreuth ist man daher bereits seit Anfang unseres Jahrhunderts und verstärkt seit 1945 bemüht, alle Interessierten im „Deutschen Freimaurer Museum“ über Ursprung, Wesen und Ziele der Bewegung zu informieren.

Im Haus der Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“, gleich neben Richard Wagners „Villa Wahnfried“, ist eine umfangreiche Schausammlung zu besichtigen. Eine etwa 12 000 Bände umfassende Bibliothek und ein reichhaltiges Archiv stehen jedermann zu Studienzwecken zur Verfügung. Wissenschaftliche Ansprüche sind jedoch keinesfalls Voraussetzung für den Museumsbesuch. Auch wer vorher nie etwa über Freimaurer gelesen oder gehört hat, versteht spontan die wichtige kulturhistorische Rolle vieler Logen in Deutschland.

In Zeiten, in denen geistige und körperliche Unterdrückung zum Alltag gehörten, waren die Treffen der Freimaurer für viele bedeutende Menschen die einzigen Orte, an denen sie ohne Furcht vor Zensur und Verfolgung ihre aufklärerischen Ideen von der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit entwickeln konnten. Bedeutende Künstler wie Mozart, dessen „Freimaurer“-Oper „Die Zauberflöte“ derzeit in Nürnberg zu hören ist, aber auch Goe the, Lessing, Joseph Haydn, Matthias Claudius und Bertel Thorwaldsen waren aus den besagten Gründen Logenbrüder geworden. Bei näherer Betrachtung wird auch klar, warum Staatsmänner und Politiker wie Heinrich Friedrich Karl von Stein, George Washington, Guiseppe Garibaldi und Gustav Stresemann, jedoch auch König Friedrich II. von Preußen, der aufgeklärte Monarch, zu den Anhängern gehörten.

Die in Bayreuth ausgestellten Logenabzeichen, Medaillen, Schürzen, Schärpen und Pokale, die Stiche und Gemälde veranschaulichen das Brauchtum der Freimaurer, die ihren organisatorischen Ursprung auf die ihr damals höchst fortschrittliches Wissen pflegenden Angehörigen der mittelalterlichen Dom-Bauhütten zurückführen. Zeitlose Wertvorstellungen von „Weisheit, Stärke und Schönheit“, die von den Freimaurern als ihre drei geistigen Säulen bezeichnet werden, sollen diese schöpferische Intelligenz der alten Bauleute symbolisieren. Das Leben des einzelnen Menschen, aber auch die Existenz der Gemeinschaft, die nicht immer mit „Staat“ gleichzu setzen ist, wird mit dem Errichten eines Gebäudes verglichen. Ein jeder Bruder ist verpflichtet, nach besten Kräften den „Bau“ seiner Persönlichkeit und seiner Gemeinschaft zu vervollkommnen.

Es ist das große Verdienst des Bayreuther Freimaurer-Museums, den Zusammenhang zwischen solchen abstrakten Theorien einerseits und der Praxis der Logen andererseits anschaulich zu machen. Dabei wird auch die Frage berührt, ob die Freimaurerei heute „noch zeitgemäß“ genannt werden kann. Viele Freimaurer-Ziele (Toleranz, freie Entfaltung der Persönlichkeit und soziale Fürsorge) werden von den allermeisten modernen Staatsverfassung zumindest als Aufgaben anerkannt. Ganz im Stil der Logen-Tradition, die alle geistige Bevormundung ablehnt, wird dem Museumsbesucher die letzte Antwort auf alle seine Fragen selbst überlassen. BERND ZACHOW

Deutsches Freimaurer-Museum, Hofgarten 1, Bayreuth, Tel. (09 21) 6 98 24; Öffnungszeiten dienstags bis freitags 10–12 und 14–16 Uhr, Samstag 10–12 Uhr, Eintritt zwei Mark.

zurück © Nordbayern-Infonet