Geigenbaumuseum Bubenreuth

Auf den ersten Blick wirkt Bubenreuth nicht gerade anheimelnd. Das Äußere der rund 4000 Einwohner zählenden Gemeinde im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist geprägt vom zügigen Wachstum der sechziger und siebziger Jahre. Leichtmetall, Beton und Glasbausteine formen ein Ortsbild, das kaum unverwechselbar zu nennen ist. Daß in Bubenreuth Dinge angefertigt werden, welche viele Menschen mit Poesie und Romantik in Verbindung bringen, erfährt der Fremde in dem sehenswerten Museum, das sich im Basement des neuen Rathauses befindet.

Begonnen hat alles in den frühen fünfziger Jahren, als eine Reihe von Streich- und Zupfinstrumentenbauern aus dem Egerland in Bubenreuth seßhaft wurde. Die hochqualifizierten Handwerker, die meist aus dem Egerländer Geigenbau-Zentrum Schönbach stammten, schlossen sich schon bald in der Streich- und Zupfinstrumentenmacher-Innung Erlangen zusammen. 1979, anläßlich des 25jährigen Bestehens der Innung, wurde dann das "Geigenbaumuseum Bubenreuth" gegründet. Geistiger Vater, Pfleger und Betreuer der ungewöhnlichen Sammlung ist der Bubenreuther Gitarrenbau-Meister Gerold Karl Hannabach.

Sie ist 59 Millimeter groß, wiegt ganze 1,46 Gramm und wurde schon einmal von Chris Howland in einer seiner Fernseh-Shows benützt: Die kleinste spielbare Geige der Welt ist eines der Glanzstücke des Bubenreuther Museums. Weniger kurios, aber allemal wertvoller sind Stücke aus den Werkstätten berühmter Meister. So etwa eine 15saitige Baßgitarre des bekannten Wiener Kunsthandwerkers Wendelin Lux von 1892 oder eine seltene Jugenstil-Laute, die der Hamburger Meister Paul König im Jahr 1909 fertigte. Eng mit der Geschichte der Pop-Musik verbunden ist der Baß "E 500/1" der Bubenreuther Firma Karl Höfner. Paul McCartney von den "Beatles" spielte zu Beginn seiner Karriere vorzugsweise auf diesem Instrument.

Von der Instrumentenbau-Kunst als Leidenschaft erzählt die Geige, die der Bubenreuther Meister Andreas Hoyer in den Jahren 1946 bis 1948 in Kriegsgefangenenlagern in Österreich und Oberbayern aus Abfall-Brettern und Brennholz baute. Exotisch wirken die kleinen Holzbögen, mit welchem einst arme dressierte Affen blecherne Geigen traktierten, um Zirkus- und Jahrmarktsbesucher zu belustigen. Vom mehr als bescheidenen Dasein der Egerländer Geigenbauer in den dreißiger Jahren kann sich der Besucher mittels einer Produktpreis-Liste aus dem Jahr 1938 überzeugen. "Ein Dutzend Violinen, glattes Holz, Sorte I" brachte damals dem Hersteller ganze 43 Reichsmark und 20 Pfennige ein.

Wie es in alter Zeit in einer Instrumentenmacher-Werkstatt ausgesehen hat, ist selbstverständlich ebenfalls in Bubenreuth im Museum zu sehen. Einfachste, teilweise selbstgebastelte "Maschinen" gab es da nur für einige ganz grobe Vorarbeiten, die eigentliche Kunst wurde mit der Hand und mit traditionellen Schneid-, Schnitz- und Schleifwerkzeugen geleistet. Ein verstohlener Schluck aus der Flasche mit der Holzbeize, welche zum Hauptteil aus reinem Alkohol besteht, gehörte für die Gesellen bereits zu den "Freuden des Lebens".

Diese und andere Anekdoten würzen die sehr persönlichen Führungen von Gerold Karl Hannabach, für die sich die Besucher etwa eine Stunde ihrer Freizeit reservieren sollten. Besonderen Wert legt der Museums-Leiter stets auf eine Erklärung der künstlerisch-ästhetischen Ziele seines Handwerks. Fast alles, so erklärt er, was der Instrumentenbauer aus Gründen der Akustik unternimmt, geht mit größter Bemühung um die Schönheit auch der äußeren Erscheinung des jeweiligen Stückes einher. Harmonisch und schön soll nicht nur der Klang des Instruments sein, sondern auch seine Machart. BERND ZACHOW

Geigenbaumuseum Bubenreuth, Birkenallee 51, Bubenreuth, jeden Sonntag zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet. Gruppen und Schulklassen können auch außerhalb dieser Zeit kommen. Voranmeldung bei G. K. Hannabach, Tel.: (0 91 31) 2 13 82. Der Eintritt ist frei.

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