Geheimtip für Modellbahnfans

Elke Häntzschels Privatmuseum "Die Bahnschranke" in Muggendorf/Wiesenttal

Es gibt Zeitgenossen, die alle Jahre wieder zum kleinen Jungen werden. Vornehmlich trägt sich dies in den Weihnachtstagen zu, und zu erkennen ist diese Sorte Mensch am abgewetzten Zustand ihrer Beinkleider, mit denen sie unermüdlich um ihre Modelleisenbahn herumrutscht.

Um die vielen Hobby-Lokführer während der Feiertage auch einmal vor die Haustür zu bekommen, bietet sich ein Ausflug in die Fränkische Schweiz an. In Muggendorf/Wiesenttal lockt seit einem halben Jahr ein kleines Privatmuseum, das sich ideal mit einem winterlichen Spaziergang verbinden und die Herzen von Modelleisenbahnern zweifellos höherschlagen läßt.

Gut 5000 Besucher zählte die kleine, aber feine Sammlung bereits in den ersten sechs Monaten. Genügend für Betreiberin Elke Häntzschel, um bereits an eine Erweiterung zu denken. Bislang nämlich sind die Schätze, die vornehmlich ihr Mann zusammengetragen hat, noch in einem einzigen Raum versammelt.

In den Glasvitrinen drängen sich Unmengen von Mini-Dampfrössern und -Schienfahrzeugen unterschiedlichster Größe. Besonders stolz ist Elke Häntzschel auf die komplette Sammlung der Spur "S" von der VEB Metallwarenfabrik Stadtilm - eine Zwischengröße, die sich auf dem Markt nicht durchsetzen konnte und die es angeblich nur in ihrer "Bahnschranke" zu sehen gibt. Weitere Raritäten: Die "N"-Spur der Sonneberger Firma Piko oder die Nachbildung der längsten Dampfbahn der Welt, des 40 Meter langen "Big Boy" aus den Rocky Mountains.

Aufgelockert wird die Sammlung mit Original-Zubehör wie Holzhäuschen, Steckernetzteilen oder Bestellkatalogen. Doch auch die reale Dampflok-Welt vergangener Zeiten ist vertreten. Das beginnt mit Bahnsteigkarten und Uralt-Tickets der Vierten Klasse, reicht über Betriebszeitungen und handgeschriebene Arbeitsanweisungen bis hin zu ausgemusterten Signallaternen, Bahnheizkörpern und Schaffneruniformen.

Zu den Mini-Modellen aus der früheren DDR (manche sind noch aus Bakelit gefertigt) hat das Sammlerpaar eine besondere Beziehung. Elke und Dieter Häntzschel stammen aus Dresden und flohen im Spätsommer 1989 über Ungarn in den Westen. Mit ihrem Besitz ließen sie auch Teile ihrer Modellbahnsammlung zurück und mußten sie mühsam wiederbeschaffen - von alten Bekannten, auf Flohmärkten, bei Spezialsammlern.

In ihrem Muggendorfer Häuschen eröffneten sie bald einen Feierabend-Laden; im Mai vorigen Jahres kam das Museum dazu.Weil sich die Gemeinde bislang gegen jedes Hinweisschild sperrte, sieht man das Privathäuschen freilich erst, wenn man schon fast davor steht - an der Ortsausfahrt Richtung Behringersmühle, linke Seite.

Mit Ausnahme des ersten Weihnachtsfeiertags und Neujahr ist die Sammlung auch in der "staaden Zeit" geöffnet - montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Führungen sind im Eintrittspreis inbegriffen. Doch aufgepaßt: Im neuen Jahr soll der Montag zum Ruhetag werden.

Die Häntzschels brauchen diesen Tag nämlich, um ihr Museum im Obergeschoß um zwei Räume zu vergrößern. Bis Ostern sollen dort auch Modellbahnen fahren. Neben neuen Vitrinen ist der Aufbau von zwei großen Anlagen geplant - einer alten "S"- und einer neuen "N"-Spur. Auch an eine Gartenbahn vor dem Haus denkt die Museumsbetreiberin. Und mit einer Imbißbude samt Sitzgruppe will sie den Besuchern nach all den Anregungen auch Gelegenheit zum ausgiebigen Fachsimpeln geben.

RAINER WORATSCHKA

Modelleisenbahnmuseum "Die Bahnschranke", Bayreuther Straße 23, 91346 Muggendorf/Wiesenttal (Telefon 0 91 96/16 30).

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