Ein heller Stern am literarischen Himmel

Mit dem Jean-Paul-Museum erinnert Bayreuth an einen der populärsten Schriftsteller Deutschlands - Erstausgaben und Kuriosa

Jean PaulZu seinen Lebzeiten war Jean Paul (1763-1825) einer der populärsten Schriftsteller Deutschlands; heute ist der Inhalt seiner Bücher nur noch einem kleinen Kreis von Liebhabern bekannt. In Bayreuth, wo der Autor die längste Zeit gewohnt und gearbeitet hat, ist man seit Jahren bemüht, Jean Paul vor dem vollständigen Vergessen zu bewahren. Das 1980 eröffnete "Jean Paul Museum der Stadt Bayreuth" ist ohne Übertreibung als ein Glanzstück unter den nichtstaatlichen Museen in der Region zu bezeichnen.

Liebevoll zusammengetragen

Gründer und langjähriger Haupt-Pfleger der Jean-Paul-Gedenkstätte war der Arzt Philipp Hausser, der seine liebevoll zusammengetragene Privatsammlung von Bildern, Büchern und Dokumenten zur Verfügung stellte. Darin befinden sich nicht nur diverse Jean-Paul-Porträts von Künstlern aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wertvolle Erstausgaben, Möbel, Medaillen, Handschriften sowie Grafiken aus den Tagen des Dichters. Ebenso wichtig für die Anschaulichkeit der Sammlung sind die Kuriosa und Zeugnisse längst vergangener Schwärmerei. So ist zum Beispiel eine echte Locke vom Haupt des Meisters zu sehen, eine seinerzeit vielgesuchte Reliquie unter seinen Fans. Um nicht kahl gehen zu müssen, verschickte der Schriftsteller schließlich kleine Büschel aus dem Fell seines Hundes an seine Anhänger.

Daß sich Jean Paul diesen überwältigenden Ruhm erst sauer verdienen mußte, belegt die didaktisch vorbildlich aufgebaute Dauerausstellung des Bayreuther Museums. Der Besucher wird Zeuge einer ärmlichen Kindheit und Jugend in Oberfranken, einer nicht weniger bedrückenden Existenz als "Hungerstudent" in Leipzig und als Hauslehrer in Hof. Im Mittelpunkt der Schau stehen aber die Bayreuther Jahre des gereiften Autors und standesbewußten Bürgers. An zentraler Stelle ist der Brief des Dichters vom 3. September 1793 zu sehen. Darin heißt es: "Du liebes Bayreuth, auf einem so schön gearbeiteten, so grün angestrichenen Präsentierteller von Gegend einem dargeboten, man sollte sich einbohren in dich, um nimmer heraus zu können . . .".

Für Arno Schmidt war Jean Paul "der hellste Stern am literarischen Himmel, einer der größten deutschen Schriftsteller überhaupt". Das Verdienst des Bayreuther Museums ist es, daß es immer wieder auch "Normal-Leser" auf den "Meister von Bayreuth" neugierig macht. So erfährt der aufmerksame Besucher, daß manches geflügelte Wort wie "Ehehälfte", "Flegeljahre" oder "Weltschmerz" von Jean Paul stammt.

Nicht "von gestern"

Die im Museums-Zusammenhang angebrachten Zitate aus den Schriften des Dichters offenbaren die Gedanken eines fortschrittlichen, freien, originellen Geistes, der ganz und gar nicht "von gestern" ist. Nicht zu vergessen ist der informative Ausstellungskatalog, der ebenfalls Appetit aufs Weiterlesen macht. Die Möglichkeit besteht allemal. Die meisten Werke Jean Pauls sind in preiswerten Taschenbuchausgaben erhältlich.

BERND ZACHOW

Jean-Paul-Museum, Wahnfriedstr. 1, Bayreuth, geöffnet 10-12 und 14-17 Uhr, weitere Informatitonen über das Kulturamt der Stadt Bayreuth, Telefon (09 21) 25 15 98.

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