Anschauliche Geschichte

Das Museum Gunzenhausen dokumentiert unterhaltsam die lange wechselvolle Entwicklung des Ortes und der Altmühlregion

Das ehemalige "Alte Rathaus" beim "Blasturm" ist ein ganz besonderes Schmuckstück der an sehenswerten Bauten reichen Altstadt von Gunzenhausen. Das spätbarocke Haus mit der symetrisch gegliederten, nobel-schlichten Fassade im sogenannten Markgrafen-Stil beherbergt seit einigen Jahren das reich bestückte städtische Museum. Durch geschickte Aufstellung wird dort auf engstem Raum die lange, abwechslungsreiche Geschichte der Altmühlregion und des Ortes Gunzenhausen unterhaltsam präsentiert.

In Gunzenhausen, wo die uralte Verkehrs- und Botenstraße Nürnberg-Ulm die Altmühl erreicht, bestand schon in prä- und frühhistorischer Zeit eine Siedlung. Von den Römern wurde der wichtige Altmühlübergang in den Bereich der Grenzbefestigungen des Limes einbezogen. Umsonst, 242 wurde der Limes an dieser Stelle von den Alemannen überrannt. Den unsteten alemannischen Reitern folgten dann im 6. Jahrhundert die seßhaften Franken.

Ein Geschenk vom Abt

Das Stadtmuseum hat diese Entwicklung anschaulich dokumentiert. Es verfügt über steinzeitliches Gerät, römischen Weihegaben und Funde aus alemannischen und fränkischen Reihengräbern. Doch auch das weitere Schicksal der Gegend hat in der Sammlung Spuren hinterlassen. Im Jahr 750 soll nämlich der erste Abt von Heidenheim, der heilige Wunibald, dem Kloster Ellwangen ein "Praedium" (Landgut) namens "Gunzinhusir" geschenkt haben. Die erste urkundliche Bestätigung dieser Schenkung wurde 823 durch Kaiser Ludwig den Frommen, einen Sohn Karls des Großen, vorgenommen.

Die entscheidende Wende nahm die Geschichte Gunzenhausens 1368 mit der Besitzergreifung durch die zollerschen Burggrafen von Nürnberg, die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Die mehr als 400 Jahre dauernde Herrschaft des Hauses Hohenzollern an der Alt ist der originellste Teil der Museumsschau gewidmet. Schließlich wußten die Ansbacher Markgrafen stets, was sie am strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Gunzenhausen hatten. Der Ort wurde von allen Regenten mit Nachdruck gefördert. Die Bürger honorierten das, indem sie etwa im Bauernkrieg treu zum angestammten Herrscherhaus hielten.

Falkenjagd und schöne Frauen

Eine echte Liebe zu Gunzenhausen entwickelte der vorletzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach, der "wilde" Carl Wilhelm Friedrich (1712 bis 1757). Er verbrachte viel Zeit in Gunzenhausen, wo er seinen beiden Leidenschaften, Falkenjagd und schönen Frauen, frönte. Kehrte die fürstliche Gesellschaft im Jagdschloß Gunzenhausen ein, so fand sie ab 1754 einen Speisesaal vor, der mit über 400 Fayencefliesen ausgeschmückt war. Diverse dieser Kacheln, die mit wunderbar gemalten Falkenjagd-Szenen verziert sind, befinden sich heute im Stadtmuseum. Hergestellt wurden die Kunstwerke einst in der ansbachischen Manufaktur in Crailsheim. Lange konnte sich der wilde Markgraf nicht an seinem prächtigen Jagdschloß erfreuen. Am 3. August 1757 ist er in seinem geliebten Gunzenhausen gestorben.

BERND ZACHOW

Museum Gunzenhausen, Rathausstraße 12, geöffnet Sonntag 10-12 und 13-17 Uhr (in den Wintermonaten). Derzeit ist eine Sonderschau historischer Puppen zu sehen. Weitere Auskünft erteilt das Kulturamt der Stadt Gunzenhausen unter der Telefonnummer (0 98 31) 5 08 67.

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