Brummkreisel, Spardosen und Geschichte Das Zirndorfer Stadtmuseum zeigt anschaulich die Spielzeugherstellung von den Anfängen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Brummkreisel, Sportflitzer, Puppenküchen und Spardosen - das Stadtmuseum von Zirndorf (Kreis Fürth) ermöglicht einen nostalgischen Streifzug durch die Geschichte der fränkischen Spielzeugindustrie, bei dem Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Das Museum wurde erst im Oktober 1995 im liebevoll restaurierten Glockengießerhaus, einem Fachwerk-Schmuckstück im Herzen Zirndorfs, eröffnet. Hauptattraktion ist die Spielzeugabteilung im Erdgeschoß. In dreijähriger Vorbereitungszeit hat die Museumsleiterin und Kunsthistorikerin Sabine Fack rund 700 Exponate auf Auktionen und Börsen erstanden oder Privatsammlern abgeluchst. Auch Zirndorfer Bürger haben an das Museum manches Stück aus Kindertagen abgetreten, das inzwischen fast vergessen auf dem Dachboden oder im Keller verstaubte. Die Exponate dokumentieren den Wandel Zirndorfs von der ländlich geprägten Gemeinde zur Industriestadt, der sich im vergangenen Jahrhundert innerhalb nur weniger Jahrzehnte vollzog. Um 1850 hatte der Betrieb von Konrad Frauenschläger mit der Produktion von sogenannten Hammerschlottern begonnen. Das waren Kinderrasseln aus Blech, die mit kleinen Kieselsteinen gefüllt waren. Damit war ein erster Grundstein für den Aufschwung der Spielzeugherstellung gelegt. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung gab es 25 Betriebe, die vor allem Blechspielwaren in großer Zahl und vielfältigen Formen produzierten. Die Situation in den Fabriken des vergangenen Jahrhunderts läßt eine kleine Museumswerkstatt mit Originalmaschinen lebendig werden. Und auch die Schattenseiten der Industrialisierung werden nicht ausgespart, insbesondere die armseligen Verhältnisse, unter denen die zahlreichen Heimarbeiter ihr Leben fristeten. Der Bogen spannt sich von den Anfängen der Spielzeugherstellung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, als sich zunehmend Kunststoffspielwaren durchsetzten und die Konkurrenz aus den asiatischen Ländern vielen Zirndorfer Firmen den Rang ablief. Mit Nachhilfe in Sachen Heimatkunde wartet eine Ausstellung im ersten Stock auf, die der Schlacht an der Alten Veste gewidmet ist. Auf einem Diorama hat man das Lager von Wallenstein aufgebaut, das dieser 1632 um Zirndorf hatte errichten lassen, um die schwedischen Truppen aufzuhalten. Bei der Darstellung des Lagerlebens mit Zinnfiguren haben die Museumsmitarbeiter viel Liebe zum Detail bewiesen: In einer Ecke ist zum Beispiel ein Saufgelage im Gange, in einer anderen gehen Lagerdirnen ihrem Gewerbe nach. Historische Hintergründe Spöttisch "Schlachtplatte" genannt wird ein zweites Diorama, eine Art dreidimensionaler Lagerplan, auf dem sich nachvollziehen läßt, wie und wo Wallensteins Männer gegen die Schweden kämpften. Zwei lebensgroße Figuren in Rüstung und zeitgenössischer Tracht sollen weitere Eindrücke aus der Zeit von 1632 vermitteln. Erläuternde Texte zum historischen Hintergrund stammen von Heimatpfleger Helmut Mahr, der als Experte für die Schlacht an der Alten Veste gilt. Im Dachgeschoß des Glockengießerhauses ist Platz
für regelmäßige Sonderschauen. Noch bis 22. Februar zu
sehen: herrlich nostalgische Sparbüchsen aus den
vergangenen hundert Jahren, darunter auch seltene und
kuriose Stücke wie eine Dose in Kirchenform mit
Zigarrenabschneider im Glockenturm oder ein Sparautomat
der Firma Stollwerck, der den Kindern das Sparen
versüßte. Bei Münzeinwurf spuckte er Schokolade aus. Stadtmuseum Zirndorf, Spitalstraße 2, geöffnet Dienstag bis Donnerstag sowie am Wochenende jeweils von 10-12 Uhr und 14-17 Uhr. Führungen können unter der Rufnummer (09 11) 9 60 01 43 vereinbart werden. |
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