Wo schon zu Urzeiten der Höhlenbach rauschte
Die Binghöhle bei Streitberg entstand durch einen eiszeitlichen unterirdischen Flußlauf – Prachtvolle Tropfsteine zu bewundern

STREITBERG (hma) – Rund 2000 Höhlen und Grotten, Schächte und Hohlräume im felsigen Untergrund der Fränkischene Schweiz und der Hersbrucker Alb listet das amtliche Höhlenkataster auf. Die Bandbreite reichte von unbedeutenderen Felslöchern bis zu Schauhöhlen mit prachtvollen Tropfsteinen: Teufelshöhle (nahe Pottenstein), Sophienhöhle (im Ailsbachtal) und Maximiliansgrotte (bei Neuhaus/Pegnitz) sind seit Jahren touristische Attraktion.

Vergleichsweise spät, nämlich erst im Jahre 1905, ist die Binghöhle bei Streitberg entdeckt und erschlossen worden. Sie ist nach dem Nürnberger Kommerzienrat und Spielzeugfabrikanten Ignaz Bing benannt, der den unscheinbaren Eingang durch Grabungen in einem Dachsbau freilegen ließ. Was man in den Ablagerungen fand, ließ den berechtigten Schluß zu, daß die Höhle in vorgeschichtlicher Zeit als menschliche Behausung gedient hatte: Neben Knochen von Wisent, Schneehase und anderen Tierarten stießen die Forscher auch auf Feuerstellen, Werkzeuge und Scherben von Tongefäßen.

Daß sich die rund 270 Meter lange Binghöhle weitgehend horizontal wie ein Stollen durch den Berg zieht, hat seinen Grund: Die Fachwelt sieht in ihr das Musterbeispiel eines ehemaligen unterirdischen Flußlaufs. Demnach handelt es sich um eine eiszeitliche Flußhöhle, die im Zuge der Eintiefung der Wiesent entstanden ist. Vor Zehntausenden von Jahren, als sich das Wiesenttal absenkte, hat sich auch der Höhlenbach in Gestalt eines Sohlengerinnes tiefer eingeschnitten. Erst im Anschluß daran setzte die Bildung der Tropfsteine ein.

Die Binghöhle zeichnet sich durch farbenprächtige Sinterüberzüge an den Wänden und hellschimmernde bis weiß glänzende Stalagmiten aus. Ihre Formen haben die Phantasie angeregt: Kerzensaal, Galerie und Venusgrotte heißen einige der Abteilungen in der märchenhaften Unterwelt.

Eine Besonderheit sind auch die an den Wänden entlanglaufenden Wasserstandsmarkierungen aus Sinterwülsten und der Muschelfelsen, ein Stück freigelegter Meeresboden aus dem Jurameer, bestückt mit einer Vielzahl versteinerter Muscheln.

Zur Seite der Höhlenkundler (Speläologen) mit Bildern der Binghöhle:
http://speleo.mediatec.de/english/de/showcaves/Bing.html

Höhlen sind wichtige Lebensräume für die gefährdeten Fledermäuse.
Zum Fledermausschutz get's hier lang (in englisch):
http://www.tp4.ruhr-uni-bochum.de:80/~lr/bats/bats_bochum.html

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© Nordbayern-Infonet 1996