Laune der Natur: der Druidenhain bei Wohlmannsgesees.
Foto: Michael Matejka








Kultort oder Humbug?
Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees scheidet die Geister

WOHLMANNSGESEES (hma) – Spirituell angehauchte Zeitgenossen raunen von verborgenen Schwingungen und Energien, nüchterne Wissenschaftler sprechen von Firlefanz und Humbug: Am Druidenhain, einer eigentümlichen Felslandschaft in der Fränkischen Schweiz, scheiden sich die Geister. Für die einen ist es ein Heiligtum der Kelten, für die anderen gibt es überhaupt keinen Beweis, daß es sich bei der Ansammlung von tonnenschweren Steinen um mehr als eine bloße Naturerscheinung handelt.

Seltsam mutet sie tatsächlich an, die Anordnung der Felsblöcke, denen man Namen wie „Taufstein“, „Altar“, „Wächter“ oder „Kanzel“ gegeben hat. In gewissen Kreisen munkelt man von einem archaischen Kraftort: Im Druidenhain kreuzen sich angeblich Erd-adern, wie sie in dieser Stärke in Europa einmalig sind. Auch Druiden, Angehörige der mächtigen Priesterkaste keltischer Völker, sollen dies schon vor 2500 Jahren erkannt und für ihre Zwecke genutzt haben.

Was macht das Keltentum so interessant? Was läßt die Esoterikwelle hochschwappen? Forscher tippen auf Zivilisationsflucht und ein verbreitetes Unbehagen am modernen Leben. Der Drang zu Ursprünglichkeit und Mystik ist beachtlich: Im Schummerlicht des Waldes unweit von Wohl mannsgesees sind nicht nur Rutengänger und Pendelschwinger am Werk. Spirituell bewegte Zeitreisende meditieren, erwarten eine Stärkung ihrer Inspiration und nächtigen dazu an bestimmten Stellen. Andere betreiben astronomische Studien oder erhoffen sich eine heilungsfördernde Wirkung etwa bei Migräne. Es sind aber auch schon sinnsuchende Musiker beobachtet worden, die auf alten Instrumenten Ethno-Klänge ertönen lassen.

Wissenschaftler nehmen das Phänomen nicht ernst. Eine auffällige Landschaft mit merkwürdig angeordneten Steinen macht aus dem Felsengarten noch keinen Kultplatz, meinen sie. Die geradlinige Ausrichtung einiger Felsblöcke entspricht für sie dem regelmäßigen Kluftgitternetz, mit dem die Fränkische Schweiz seit der Bildung des Schichtstufenlands überzogen ist. Muldenartige Vertiefungen im „Opferstein“ haben nichts Geheimnisvolles an sich, sondern sind das Ergebnis natürlicher Verwitterungsvorgänge. Auch eingehende Vermessungen der Felsen und systematische Untersuchungen des Bodens lassen keine Deutung als Weiheort zu.

zurück

© Nordbayern-Infonet