Rund um Königstein – hier am Rand des Ortsteils Mitteldorf – findet man etliche „Kallmünzer Blöcke“. Foto: Karlheinz Daut






Sagenumwobene Steine im
Königsteiner Wald
Rätselhafte Findlinge: Die eisenharten „Kallmünzer Blöcke“ sind viele Millionen Jahre alt – Überbleibsel der Oberen Kreidezeit

KÖNIGSTEIN (hma) – Kallmünz ist ein hübscher Ort an der Naab, etwa auf halbem Weg zwischen Neumarkt und Regensburg gelegen. Kallmünzer nennt man folglich die Einwohner des 1800-Seelen-Ortes in der Oberpfalz. Für Geologen hat „Kallmünzer“ jedoch noch eine andere Bedeutung: Es ist die Bezeichnung für verkieselte Sandsteine, wie sie als Überbleibsel der Oberen Kreidezeit noch hin und wieder in der Landschaft zu finden sind – nicht nur bei Kallmünz, wo man sie aber wohl zuerst genauer untersucht hat.

Die Steine erzählen aus der Erdgeschichte: Mit Beginn der Kreidezeit vor 135 Millionen Jahren weicht das Urmeer zurück, der hiesige Raum wird Festland. Abtragungskräften wie Erosion und Verkarstung beginnen ihr Werk. Während der Oberkreidezeit (100 bis 60 Millionen Jahre) sorgt eine Landsenkung für neue Meeresvorstöße aus Südosten. Die Küste dieses Golfes reicht bis in den Bereich der heutigen Fränkischen Schweiz. In diesen Golf werden große Sandmassen geschwemmt, die sich ablagern und verdichten. Aus diesen Schichten stammen die als „Kallmünzer“ bekannten Quarzitblöcke. Gegen Ende der Oberkreide zieht sich das Meer erneut zurück. Es beginnt die lange Festlands- und Abtragungsperiode, die bis heute andauert.

„Kallmünzer“ sind also die Verwitterungsreste einer kompakten Kieselsäureschicht, die in einer Zeit entstanden ist, in der sehr viel Kieselsäure ausgefällt worden war, vielleicht durch Kieselschwämme oder aufgrund vulkanischer Aktivitäten. Die 70 bis 80 Millionen Jahre alten Zeugen der Landschaftsentwicklung sind heute wie Findlinge in Wald und Flur verstreut, beispielsweise bei Siegmannsbrunn südwestlich von Pottenstein oder in der Gegend zwischen Neuhaus/Pegnitz und Königstein (Oberpfalz). Wegen ihrer Rinnen und schüsselartigen Vertiefungen werden die eisenharten Klötze mit vorgeschichtlichen Kultplätzen in Verbindung gebracht und im Volksmund auch „Teufelssteine“ oder „Opfersteine“ genannt.

Im Königsteiner Oberwald kann man eine stattliche Anzahl dieser Felsblöcke entdecken. Die Leute erzählen, daß dort ein Schäfer samt Hund und Herde zu Stein geworden ist. Der Schafhirte, so die Sage, hatte sich über seine Tiere geärgert, weil diese wie verhext durcheinandergesprungen waren. Im Zorn schrie er: „Werdet doch gleich alle zu Stein“. Das geschah auch. Da lief der Schäfer hinab ins Dorf und klagte sein Unheil. Das Mißgeschick erboste jedoch einen der Bauern so sehr, daß es ihn nun seinerseits dazu bewog, den Mann zu verwünschen. Und so sieht man noch heute Hirt, Herde und Hund im Waldmoos hocken...

zurück

© Nordbayern-Infonet