Altes Felsheiligtum im Nestelgrund
Der Rabenfels bei Neuhaus ist eine vorgeschichtliche Kultstätte
Sehr beliebt bei Kletterern

NEUHAUS (hma) – Viele Wege führen nach oben: Mehr als ein Dutzend Routen und ihre Varianten listet ein Kletterführer für den Rabenfels auf. Sie tragen so kuriose Bezeichnungen wie „Westside-Story“ oder „Ghettoblaster“. Ihre Namensgeber, die Kletterer, mühen sich an schönen Tagen in ihren bunten Klamotten an der steilen Wand.

Der Rabenfels im Nestelgrund bei Neuhaus/Pegnitz (Foto: Karlheinz Daut) wirkt wie ein Wachturm. Mitten im Wald ragt der helle Stein fast 40 Meter in die Höhe. Wer den Aufstieg geschafft hat, wird auf der leicht überhängenden Plattform mit einem außergewöhnlichen Rundblick auf die Landschaft im fränkisch-oberpfälzischen Grenzgebiet belohnt.

Beim Rabenfels handelt es sich um eine der vielen Eigentümlichkeiten im Karstgebiet. Der Karst ist ursprünglich ein aus Kalk bestehender Gebirgszug hinter Triest. Dort sind die durch Wasser hervorgerufenen Auflösungsformen des Kalks erstmals genauer untersucht worden. Seither bezeichnet man in allen Kalkregionen diese Auflösungsformen als Karsterscheinungen.

Am Rabenfels treffen zwei Dolomitarten aufeinander. Während der Sockel aus weißem, hartem Riffdolomit besteht, hat sich die Deckplatte als grauer, mürberer Riffdolomit in einem anderen Abschnitt der Erdgeschichte herausgebildet. Unterschiedliche Verwitterung sorgte für die eigenwillige Gestalt des Felsens, der vielleicht ein wenig an einen Rabenkopf erinnert. Es ist ein Zeuge der Landschaftsentwicklung nach dem Rückzug des Urmeers und der Verkarstung vor vielen Millionen Jahren.

Scherbenfunde weisen den Rabenfels als vorgeschichtliche Kultstätte der Bronze- und Urnenfelderzeit aus. Offenbar hat er auf die Menschen als eine Art Felsheiligtum eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Einige tausend Jahre ist es her, daß bäuerliche Dorfgemeinschaften zur Huldigung ihrer Götter in luftiger Höhe weithin sichtbare Opferfeuer abgebrannt haben.

Mit Mystik haben die Kletterer der heutigen Zeit wohl nichts im Sinn. Himmlische Gefühle mögen aber einen Klettersportler ergriffen haben, als er einen der Aufstiege am Rabenfels „Stairway to Heaven“ (Treppe zum Himmel) taufte.

Eine kurze Geschichte der Frankenalb-Geologie von Dr. Alfons Baier gibt es hier:
http://www.rrze.uni-erlangen.de/docs/FAU/fakultaet/natIII/geol_appl/karst2.htm

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