Wenn der Bach in einem Hochbett dahintänzelt
Die „Steinerne Rinne“ stellt eine seltene Laune der Natur dar – Kalkhaltiges Quellwasser fördert Tuffbildung – Stetig vergrößert

WEISSENBURG (hma) – Im allgemeinen pflegen sich Wasserläufe über die Zeit mehr oder weniger stark ins Gelände einzugraben. Doch es gibt auch die Ausnahme von der Regel. „Steinerne Rinne“ nennt man die Kuriosität, bei der genau das Gegenteil zutrifft: Bäche schaffen sich einen Kalktuffdamm, der mehr als eineinhalb Meter Höhe erreichen kann. Kalktuff oder Travertin besteht – Ergebnis eines chemisch-physikalischen Vorgangs – aus ausgefälltem Kalk.

Eine dieser Launen der Natur ist im Nürnberger Land zu finden. Zwischen Entenberg und Engelthal, mitten im Wald, plätschert der Bach auf beachtlicher Länge im selbstgebauten Hochbett dahin. Zwei der Besonderheiten sind aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bekannt: Die „Steinernen Rinnen“ von Wolfsbronn und von Rohrbach. Diese beiden Raritäten hat man, was nicht unproblematisch erscheint, touristisch aufbereitet. Holzgeländer und Bohlenweg, Informationstafel und Parkplatz erleichtern die Besichtigung, sorgen aber auch für verstärkten Zustrom, was den empfindlichen Meisterwerken der Natur nicht immer gut bekommt.

6,5 Hektar ist das Naturschutzgebiet „Steinerne Rinne bei Wolfsbronn“ am nördlichen Steilrand des Hahnenkamms groß. Das harte, stark mit Kalk angereicherte Quellwasser fließt dort auf einem dachrinnenartig eingekerbten, bis zu 1,6 Meter hohen und etwa 130 Meter langen Damm hangabwärts. Die Tuffbildung geschieht dadurch, daß das rasch dahinplätschernde, stark bewegte Wasser mit Luft in Berührung kommt und Kalk ausfällt.

Auch der Kalk des Juragesteins im Rohrbach nordöstlich von Weißenburg hat sich im Laufe der Zeit tuffartig abgesetzt, wobei bei diesem Prozeß ebenfalls Erwärmung und umgebende Pflanzen eine Rolle spielen. Angeblich vergrößert sich die „Steinerne Rinne“ jährlich um einen bis zwei Zentimeter. Wer an der Rohrbach-Quelle im Wald weiter bergan steigt, kommt zur Rotschlucht. Der Name ist auf ein weiteres Naturschauspiel zurückzuführen: Ein Bach fließt über rostrote Sinterterrassen und setzt dabei die mitgeführte eisenhaltige Roterde ab.

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