Verwunschener Ort: „Dianengrotte“ heißt dieses zerklüftete Felstor im markgräflichen Lustgarten Sanspareil nördlich von Hollfeld.
Foto: Horst M. Auer



Alter Lustgarten im Buchenhain
Sanspareil: Verwunschenes Felsenlabyrinth der Markgrafenzeit

SANSPAREIL (hma) – Mit dem eigenwilligen Ortsnamen, der nicht nur französisch klingt, sondern französisch ist, tut sich die fränkische Zunge etwas schwer: „Songbarell“ nennen Einheimische ihr Dorf, das noch vor rund 250 Jahren so hieß wie die Burg hoch über ihren Dächern, nämlich Zwernitz. Ausgelöst hat die Änderung ein Ausruf der Begeisterung aus dem Munde einer Hofdame des Bayreuther Markgrafen: „Ah! C'est sans pareil!“ Einem Augenschmaus „ohnegleichen“ verdankt die Ortschaft am nördlichen Rand der Fränkischen Schweiz also ihre Umbenennung durch einen fürstlichen Erlaß vom 15. September 1746 – in Sanspareil.

Es war die Zeit, als die Regenten in ganz Europa gerne in Pomp und Prunk schwelgten, mit glanzvollen Festen, Feuerwerken und Jagden zu ausgelassener Selbstdarstellung neigten. Auch das in Bayreuth residierende Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine leistete sich aufwendige Vergnügungen und einen umfangreichen Hofstaat.

Auf das Repräsentationsbedürfnis von Wilhelmine ist es zurückzuführen, daß damals unterhalb von Burg Zwernitz in einem Buchenhain ein verwunschener Ort entstand. Die Staffage des Rokoko ist ab 1744 in nur drei Jahren verwirklicht worden. Gut 20 000 Taler hat es sich der Markgraf kosten lassen, das Felsengewirr am Dorfrand in einen märchenhaften Lustgarten zu verwandeln.

Auch heute noch führen hinter dem ehemaligen Sommerschlößchen, dem „Morgenländischen Bau“, verschlungene Wege hinein in den Buchenwald. Felstore und -überhänge wurden in die Anlage einbezogen, Grotten und Aussichtskanzeln durch Treppen aus Bruchsteinen und Durchstiege behutsam ergänzt. Alles erhielt phantasievolle Namen wie Pansitz, Hühnerloch oder Sibyllengrotte. Krönung des fürstlichen Vergnügungsorts waren Türmchen, Pavillons und sogar ein Freilufttheater. Dessen Baustil beeindruckt durch eine sonderbare Mischung aus Grotte und Ruine, ist aber – wie große Teile des Felsengartens – heute noch erstaunlich gut erhalten.

Im Jahres 1793 hat Johann Gottfried Köppel ein mit eigenen Kupferstichen illustriertes Buch mit dem Titel „Die Eremitage zu Sanspareil“ veröffentlicht. In einem jüngst vom Erlanger Verlag Palm &Enke aufgelegten Nachdruck ist zu lesen, was der Autor im Überschwang der Gefühle empfand: „Das reizende, romantische Sanspareil wird mir mein ganzes Leben hindurch unvergeßlich bleiben . . . Von keiner Geliebten kann man gefühlvoller Abschied nehmen . . .“

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