Zeugenberg ist
eine Naturoase

Gipfelbereich und Hänge des Walberla seit 1987 unter Schutz

FORCHHEIM (hma) – Siebenmal in sieben Jahren, so erzählt man sich in jener Gegend, muß ein Mädchen am Kirchweihfest zum Walberla hinaufgestiegen sein. Erst dann findet es den richtigen Mann fürs Leben. Diese Mär allein kann nicht ausschlaggebend sein für die große Anziehungskraft, die der markante Bergstock am Eingang der Fränkischen Schweiz schon immer ausgeübt hat. In neuerer Zeit zuvorderst am ersten Maiwochenende: Wenn das Wetter mitspielt, vergnügen sich rund um die Walburgiskapelle hoch droben abertausende von Menschen bei Bier und Brotzeit.

Schon im Jahr 1360 soll auf der Ehrenbürg, wie der Inselberg mit seinen Gipfeln Walberla (514 Meter) und Rodenstein (532 Meter) eigentlich heißt, ein Jahrmarkt abgehalten worden sein. Feiern hat dort oben also Tradition, doch als Kirchweih hat das Walberlafest erst seit 1909 alljährlich am ersten Sonntag im Mai seinen Stammplatz im Kalender. Um den Trubel nicht noch mehr ausufern zu lassen, versucht man seit einigen Jahren, den Rummel in geordnete Bahnen zu lenken. Seit 1987 stehen 155 Hektar der Gipfelbereiche und Hänge unter Naturschutz.

Es ist eines der größten und zugleich wertvollsten Naturschutzgebiete Oberfrankens. Charakteristisch sind vor allem die Trockenrasenhänge, aber auch die Felsvegetation der Schwammkalkriffe und die reich strukturierten Heckenzüge am Rodenstein verdienen aus ökologischer Sicht Beachtung. Seltene Pflanzen, die sonst kaum mehr zu finden sind, machen den Zeugenberg zu einer Naturoase. Das Fränkische Habichtskraut beispielsweise kommt fast ausschließlich auf den Walberla-Felsen vor.

Im sogenannten Niederwald an den Osthängen üben Gemeinderechtler mit Hilfe staatlicher Förderung eine besondere Form der Bewirtschaftung aus, die immer mehr ausstirbt: In etwa zehnjährigen Zeitabständen werden die Bäume auf den Stock gesetzt, also kurz über dem Boden abgesägt. Sie treiben erneut aus und sorgen, mehrstämmig wie sie sind, für das typische Erscheinungsbild.

Früher war die Ehrenbürg ein Wallfahrtsort. Heute pilgern viele Naturfreunde bevorzugt zur Zeit der Kirschblüte die Anhöhe hinauf. Wer sich die Mühe des Aufstiegs macht, wird durch eine herrliche Fernsicht belohnt. Drachenflieger benutzen das baumlose Plateau als Startplatz, Kletterer müssen sich bei der Ausübung ihres Sports mit einigen der weiß-grauen Dolomitfelsen am Rodenstein begnügen.

Schon vor 3000 Jahren hatten sich bäuerliche Lebensgemeinschaften auf dem Bergmassiv niedergelassen. Die Kelten befestigten die riesige Hochfläche mit einem Wall, entwickelten eine stadtähnliche Siedlung mit weitreichenden Handelsbeziehungen. Es war der wirtschaftliche und politische Knotenpunkt der Region.

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