Kunstschätze im sicheren Bierkeller

In den Nürnberger Felsengängen wurden im Weltkrieg Kulturgüter vor der Zerstörung bewahrt


Im Keller- und Gängesystem unter dem Albrecht-Dürer-Platz finden regelmäßig Führungen statt. Foto: Michael Matejka

Ein Gewirr von Kellern gehört seit Jahrhunderten zum Kennzeichen der nördlichen Nürnberger Altstadt. Schon im Mittelalter hatten Brauereien den Sandstein aus dem Burgfelsen herausbrechen lassen, um kühle Lagerstätten für ihr Bier zu gewinnen. Bis heute ist die Sebalder Seite durch ein weitverzweigtes Netz von unterirdischen Gewölben verbunden. Die Räume waren nicht nur Lagerstätten, sondern dienten im Zweiten Weltkrieg vielen Nürnbergern auch als Unterschlupf in den Bombennächten.

Eine Besonderheit ist seit rund einem Jahr regelmäßig zu besichtigen: der historische Kunstbunker an der Oberen Schmiedgasse 52. Weitsichtige Beamte der Stadtverwaltung hatten bereits 1939 die Bergung und Verwahrung von wertvollen Kulturgütern, unter anderem aus städtischem Besitz, aus Kirchen, Privatarchiven und vor allem aus dem Germanischen Nationalmuseum organisiert.

In eigener Regie bauten Fachleute des Hochbauamts und Denkmalschutzes eine Stollenanlage zum bombensicheren Kunstdepot aus. Dort fanden so berühmte und wertvolle Kunstwerke wie der Engelsgruß des Veit Stoß aus der Lorenzkirche, das Männleinlaufen der Frauenkirche, der Krakauer Marienaltar, der Behaim-Globus und die Manessische Handschrift aus Heidelberg eine Heimstatt. Zeitweise war die einzigartige Anlage das Schatzhaus des Deutschen Reiches.

Die Öffnung des Kunstbunkers der Stadt - 1996 besuchten 2565 Personen die sehenswerte Anlage - kam auf Anregung von Walter Herppich zustande. Der Vorsitzende des Fördervereins Nürnberger Felsengänge kennt den Untergrund in der Altstadt wie kein zweiter. Unter seiner Regie finden oft die etwa 45 Minuten langen Spezial-Rundgänge durch den historischen Kunstbunker statt.

Der Verein bietet aber auch regelmäßig Führungen durch das Keller- und Gänge-System am Albrecht-Dürer-Platz an. Über 25 000 Menschen haben sich bereits die Gewölbe angesehen, sich die ehemalige Trinkwasserversorgung der Kommune erklären lassen und alles über die Bierherstellung und -lagerung in früheren Zeiten erfahren. Diese einstündige Tour endet mit einer kleinen Besichtigung der Hausbrauerei im Altstadthof. s.z.

zurück © Nordbayern-Infonet 1997