Herbstlicher
Ausflug in die Stille Der "Heimbacher Bildstockweg" bei Greding im malerischen Altmühltal mit seinen religiösen Flurdenkmälern lädt zur Besinnung Der Spätherbst mit seinen trüben, naßkalten Tagen lädt nicht unbedingt zu langen Aktivitäten im Freien ein, eher schon zur stillen Besinnung. Wer sich trotzdem - wenigstens ein wenig - an frischer Luft bewegen und in besonderer Weise die Seele ansprechen will, dem bietet sich auf dem "Heimbacher Bildstockweg" im Altmühltal Gelegenheit für beides. Der Ausflug zu den insgesamt zehn religiösen Flurdenkmäler nimmt etwa eineinhalb Stunden in Anspruch. Der circa 3,5 Kilometer lange Weg ist gut ausgeschildert (Hinweistafel auf dem Dorfplatz) und führt durch ein malerisches Tal. Im Ort selbst gibt es ausgezeichnete Einkehrmöglichkeiten mit gut bürgerlicher Küche. Heimbach ist eines von 25 Dörfern, das zu Greding (Kreis Roth) gehört. Mit dem Pkw ist es über die A 3 Nürnberg-Regensburg, Ausfahrt Greding, zu erreichen. Das Besondere am "Heimbacher Bildstockweg" ist dessen Vielfalt. Neben vier unterschiedlichen Bildstöcken finden sich vier steinerne bzw. hölzerne Feld- und Hofkreuze sowie eine Hofkapelle, eine Mariengrotte und je eine Salvator- und Hubertustafel. Das Alter der Denkmäler reicht vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Die Objekte, die sich im wesentlichen um den Ortskern konzentrieren, befinden sich alle in Privatbesitz und werden von den Eigentümern in Stand gehalten. Die Bildstöcke, Kreuze und Tafeln sind geschichtliche Zeugen des oftmals harten bäuerlichen Lebens. Sie sind Spiegelbild einer tiefen Gläubigkeit, errichtet als Dank für die Rettung aus einer Gefahr oder als Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis. Die Salvatortafel (6) steht zum Beispiel am Anfang des früheren Schulwegs der Heimbacher Kinder ins knapp drei Kilometer entfernte Euerwang. Hier sammelten sich die Jungen und Mädchen, um den im Winter tief verschneiten und steil bergauf führenden Waldweg gemeinsam zurückzulegen. Dem glücklich überstandenen Unfall eines früheren Hofbesitzers verdankt der Kapellenbildstock (3) seine Entstehung. Die Pferde des Meierhofer sollen gescheut haben, sein Fuhrwerk kam vom Weg ab, überschlug sich und stürzte in einen steilen Graben. Weil der Bauer die Jungfrau Maria angerufen hatte, blieb er unverletzt und stiftete den Bildstock. Der Überlieferung nach muß das schon Anfang des 19. Jahrhunderts geschehen sein. Sehr viel jüngeren Datums ist der Marien-Tafel-Bildstock (4). Er wurde erst im Juni vergangenen Jahres von der Freiwilligen Feuerwehr errichtet. Freilich befand sich auch früher an der gleichen Stelle eine auf Blech gemalte Mariendarstellung. Sie war an einer mehr als 150 Jahre alten Linde befestigt. 1972 mußten Baum und Bildnis der Asphaltierung des Ortsverbindungsweges weichen. Opfer der modernen Zeit Der modernen Zeit fiel auch ein kleines örtliches "Wunder" zum Opfer: Bis zur Flurbereinigung 1972 trat neben der Hofkapelle (9) ein kleines, öliges Rinnsal aus, dem heilende Kräfte für die Augen zugeschrieben wurden. Heute zeugt nur noch ein über hundert Jahre altes, einfaches Ölbild von dieser im nahen Umkreis beliebten Pilgerstätte. Es zeigt drei blind geborene Säuglinge, denen das Wasser das Augenlicht wiedergegeben haben soll. Als Dank dafür stifteten die Eltern das Bild. Die meisten der Kreuze und Bildstücke bestechen gerade durch ihre Schlichtheit. Vier der Wegstationen erhielten erst kürzlich den Denkmalpreis des Bezirks Mittelfranken. Gemeinsam haben alle zehn eines: Sie sind Orte der Rast, der Stille. Und wer hätte es in der hektischen Vorweihnachtszeit nicht nötig, mal abzuschalten und sich zu finden? RENATE MÜNZ |
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