Tafelgeschirr für das
Gastmahl im Jenseits

Archäologischer Wanderweg bei Thalmässing im Kreis Roth
VON HORST M. AUER

Im Tal der Thalach und auf den angrenzenden Höhen des fränkischen Jura hat der Mensch über einen Zeitraum von mehr als 10 000 Jahren seine Spuren hinterlassen. Grabhügelfelder und Reste von Eisenverhüttungsanlagen, Jagdlager aus der mittleren Steinzeit und keltische Kultplätze, die in der Gegend um Thalmässing (Landkreis Roth) als sichtbare Zeugen im Gelände erhalten geblieben sind, liefern wichtige Anhaltspunkte vom Leben unserer Vorfahren. Die vor- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler lassen sich in einer Art Zeitreise in einem halben Tag erkunden: Ein Rundweg führt den Wanderer auf landschaftlich reizvoller Route zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten.

Der Ausflug in die Vergangenheit erfodert bei einer Streckenlänge von rund 15 Kilometern gut drei Stunden reine Gehzeit. Zu berücksichtigen ist darüberhinaus - je nach Interesse - die Dauer des Aufenthalts an den elf Stationen, die mit Schautafeln bestückt sind. Markiert ist der archäologische Wanderweg mit einer schwarzen Vase auf weißem Grund.

Ausgangspunkt ist Thalmässing. Das dortige Vor- und Frühgeschichtliche Museum präsentiert einen Querschnitt der Funde, die von Wissenschaftlern in mehr als 100 Jahren bei Ausgrabungen in der Gegend gemacht worden sind. Steinbeile, Bronzeschmuck und bemaltes Geschirr bringen Licht ins Dunkel des Alltags unserer Urahnen. Bei den ältesten Funden handelt es sich um die Hinterlassenschaften von Jägern und Sammlern der mittleren Steinzeit (8000 bis 5500 v. Chr.). Beispiele für jüngere Funde sind Grabbeigaben aus dem frühen Mittelalter, die auf rege Handelsbeziehungen schließen lassen. Ein Blickfang des Museums ist der originalgroße Nachbau einer keltischen Grabkammer.

Ab Thalmässing leitet die Markiereung durch dichten Buchenwald hinauf zum Waizenhofer Espan. Auf der Hochfläche ist von einem 300 Meter langen Wall, der in der Urnenfelderzeit (1200 bis 750 v. Chr.) einer Siedlung Schutz bot, nicht mehr viel zu sehen. In einem rekonstruierten Hügelgrab war vor rund 3000 Jahren eine etwa 30jährige Frau bestattet worden. Über 35 inzwischen meist stark verwitterte Hügel zählte einst der bronzezeitliche Friedhof.

Über den Ort Waizenhofen führt der Weg zum "Hinteren Berg", der von der Jungsteinzeit bis zum frühen Mittelalter besiedelt war. Erzgewinnung und Eisenverhüttung zur Zeit der Kelten werden an der nächsten Station erläutert. Einen Einblick in ihre Lebensweise gibt der Nachbau eines keltischen Bauernhauses am Ortsrand von Landersdorf. Es folgt die eigentliche Attraktion des Rundwegs: die Reste von 35 Grabhügeln und 95 Einzelbestattungen der Hallstattzeit (750 bis 420 v. Chr.). Vier Erdhügel wurden in den Originalausmaßen rekonstruiert, ein fünfter zeigt den Innenaufbau. Wie man weiß, war den festlich gekleideten Toten in den hölzernen Grabkammern reichlich Trink- und Eßgeschirr für ein Gastmahl im Jenseits mitgegeben worden.

Über die Göllersreuther Platte und die gleichnamige Ortschaft geht es vorbei an einer keltischen Wallanlage und einem mittelalterlichen Turmhügel. Den Abschluß der abwechslungsreichen Wanderung bildet ein bajuwarisches Reihengräberfeld in der Nähe von Thalmässing.

Das Museum im alten Rathaus von Thalmässing, Marktplatz 1, hat noch bis Ende Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr geöffnet, sonst nur nach vorheriger Anmeldung unter Telefon (0 91 73) 91 34. Unter dieser Rufnummer sowie beim Landratsamt Roth, Telefon (0 91 71) 8 13 29, kann ein Faltblatt mit der Beschreibung des Wanderwegs angefordert werden.

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