Station der Drei-Sterne-Wanderung: der Orakelbrunnen mit dem heiligen Mauritius, unterhalb der Moritzkapelle nahe Ortsspitz.
Foto: Karlheinz Daut







Vom Teufelstisch bis zum Tanzplatz
der Hexen

Die Jubiläumswanderung des Verkehrsverbunds führt von Igensdorf nach Kirchehrenbach – Drei Steilaufstiege erfordern Kondition

Zu einer Drei-Sterne-Jubiläumswanderung lädt der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) aus Anlaß seines zehnjährigen Bestehens an diesem Wochenende in die Fränkische Schweiz ein. Die Tour beginnt in Igensdorf und führt über Guttenburg, Kasberg, Ortsspitz, Leutenbach nach Kirchehrenbach. Wer dazu mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, erhält am 13./14. September gegen Vorlage des VGN-Tickets in drei Gasthöfen an der Strecke besonders preisgünstige Mahlzeiten, und zwar im Hotel Schloßberg, Haidhof, in der Gaststätte Rumpler in Leutenbach und im Cafe „Zum Walberla“ in Kirchehrenbach. Kreiert wurde die Wanderung vom Laufer Autor Max Schäfer, der im folgenden einige ihrer Höhepunkte schildert.

Für die 22 Kilometer lange Tour, die streckenweise unmarkiert ist, kann ein wenig Kondition nicht schaden, denn sie enthält drei Steilaufstiege. Anfahrt am besten mit der Gräfenbergbahn (R 21) von Nürnberg-Nordostbahnhof (U-Bahnanschluß) nach Igensdorf. Rückfahrt ab Kirchehrenbach mit Umsteigen in Forchheim mit der R 22. Wer mitwandern will, sollte sich, um sich nicht zu verirren, unbedingt den VGN-Prospekt besorgen, auf dem die gesamte Wanderung beschrieben ist. Das Faltblatt gibt es umsonst bei allen VGN-Verkaufsstellen, es kann heute noch zwischen acht und 13 Uhr über das Service-Telefon (09 11) 2 70 75 99 bestellt werden.

Ein Katzensprung nur vom Igensdorfer Bahnhof zum Teufelstisch auf dem Eberhardsberg. Die Crux: Beachtliche 200 Höhenmeter müssen überwunden werden. Warnung an die Leicht- und Schnellfüßigen: Laßt es langsam angehen, sonst habt ihr später keine Puste mehr! Ein Wetter zieht auf. Die ersten Tropfen fallen. Ich flüchte unter den schützenden Schirm des massigen Tisches. Wasser und Wind bildhauerten diesen einzigartigen „Schwammkalkfelsen“.

Schatzsucher, Augen auf! Nördlich und südlich des „Steinbuckels“ sind die Felder mit fossilführenden Mergelkalkplatten übersät. Die sogenannte Kasberger Linde steht auf Stelzen am westlichen Ortsende von Kasberg. Ein Jahrtausend soll sie auf dem Buckel haben. Sie leibt und lebt, grünt und blüht als „Kunigundenlinde“, „Gerichtslinde“, „Franzosenlinde“ und „Tanzlinde“. Wer weiß, wie lange noch? Drei Kilometer nur bis Haidhof. Mach mal Pause! Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ein Wanderer ist kein Hungerkünstler. Wunschgewicht hin, Übergewicht her. Verbrannte Kalorien müssen wieder zugeführt werden.

Verwurzelter Steilpfad zum höchsten Punkt des Schloßberges, 569 Meter über dem Amsterdamer Pegel. Zauberhaft schönes Halbpanorama. Quadermauerwerk mit Mörtelspuren an der nordöstlichen Felswand. Im Mittelalter stand eine Burg auf steilem Felsenriff. Namenlos die Felsenburg und unbekannt die Burgherren. Nach Ortsspitz führt ein Flurweg ohnegleichen: beidseits begrenzt von Kirschbäumen, alten, hochstämmigen, aber auch neuen Niedrigstammkulturen. Im Maienfrühling ein Meer von Kirschblüten. Schön auch im Rauhreifzauber des Hochwinters.

Bergab zur Moritzkapelle auf einem kleinen Felssporn. Kunstschätze wohlweislich hinter verschlossener Tür und vergitterten Fenstern. Lohnend auf alle Fälle ein Abstecher zu den Bachkaskaden im Steingraben. Im Brunnenhaus (Orakelbrunnen) der heilige Mauritius hinter Gittern. Ich orakle: Ist der schwergewichtige Rittersmann aus neuem oder altem Holz geschnitzt? Über die Kreuzwegstationen hinunter nach Leutenbach und mit der rot-weißen Diagonal-Markierung (Kennzeichen alpiner Höhenwege) zu den Dolomitkuppeln des Walberla. Aus dem Walburgisberg zu Ehren der Äbtissin von Heidenheim, als Heilige verehrt und als Hexe verschrien, wurde ein „Walberlaberg“ und letztendlich das „Walberla“, der Kirchweihberg der Franken.

Leichtfüßig bergab zur Walburgiskapelle. Schlüssellochblick auf die Figur der heiligen Walburga. Ob die wohl echt ist? Holterdipolter hinunter nach Kirchehrenbach. 235 Höhenmeter hergeschenkt.

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