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Oscar Schneider zum Reichsparteitagsgelände
Historische Erbschaften
darf man nicht ablehen

  Der ehemalige Bonner Bauminister Oscar Schneider ist Vorsitzender der Aufsichtsratsgremien des Hauses der Geschichte und des Historischen Museums in Berlin. In ihm hat das geplante Dokumentationszentrum Reichsparteietagsgelände“ in der Kongreßhalle einen einflußreichen Unterstützer, wie folgendes Interview zeigt.

NZ: Turm im See, Museum in der Kongreßhalle. Was sollte das geplante Dokumentationszentrum auf jeden Fall beinhalten?

SCHNEIDER: Das Dokumentationszentrum soll nichts verschweigen und nichts verdrängen. Es sollte geschichtliche Wahrheit darstellen und die Zusammenhänge erhellen. Das Dokumentationszentrum soll auch eine Antwort auf die Frage geben, was geschehen muß, damit unser Volk niemals mehr seine demokratischen Freiheiten verspielt.

NZ: Das Projekt hat also ihren Segen?

SCHNEIDER: Ich habe mich auf Bitten meiner politischen Freunde der zuständigen Stellen der Stadt Nürnberg bereit erklärt, das Projekt Dokumentationszentrum, wo immer ich kann, zu unterstützen.

NZ: Wie hat Innenminister Kanther auf die Pläne reagiert?

SCHNEIDER: Innenminister Kanther handelt durch den zuständigen Abteilungsleiter im Bundesinnenministerium, Ministerialdirektor Wolfgang Bergsdorf. Dieser hat auf meine Einladung hin am 15. April 97 Nürnberg besucht. Er war bei einem Ortstermin mit Dr. Sonnenberger beisammen, hat das Gelände besichtigt, hat die Räumlichkeiten besichtigt, die vorgesehen sind. Bergsdorf hat prinzipiellseine Bereitschaft erklärt, dieses Projekt zu unterstützen.

NZ: Aber wird es auch Gelder geben?

SCHNEIDER: Es ist so, daß zunächst einmal die Verfassungslage zu klären ist, ob dafür überhaupt Bundesmittel gegeben werden können. Es handelt sich im weiteren Sinne auch um eine kulturelle Entscheidung. Und die Kulturhoheit liegt bei den Ländern. Wenn der Freistaat Bayern seine Finanzierungsbereitschaft erklärt, bin ich ganz sicher, daß der Bund ebenfalls mit eintritt. Und zwar deshalb, weil das Reichsparteitagsgelände kein Nürnberger sondern ein bayerischer und deutscher Erbfall ist. Historische Erbschaften kann man nicht ausschlagen. Sie dürfen aber erst recht nicht einer Stadt zur Last fallen, die, wie keine andere deutsche Stadt, bis heute am Erbe des Dritten Reiches zu tragen hat.

NZ: Gibt es noch weitere Förderer?

SCHNEIDER: Ich habe des weiteren veranlaßt, daß die Generaldirektoren des Deutschen Historischen Museums in Berlin Prof. Dr. Stölzel und des Hauses der Geschichte Prof. Hermann Schäfer mit in diese Beratungen einbezogen werden. Beide Herren werden Ende Juli zu einer Besprechung nach Nürnberg kommen.Dieses Museum sollte nach den gleichen methodischen Verfahren aufgebaut werden, wie dies beim Haus der Geschichte in Bonn geschehen ist. Und es kommt darauf an, daß alle gesellschaftlichen Kräfte das mittragen und viele Anzeichen sprechen dafür, daß es so ist.

Mit großer Freude habe ich auch vernommen, daß der Verleger des Hauses Nürnberger Presse bereit ist, eine beträchtliche Summe zu spenden. Ich sehe dies als Ansporn für andere.

Fragen: Raimund Kirch

(Nürnberger Zeitung vom 28.6.1997)

 

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