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Wie schrill und groovy waren
doch die 60er, als der Geheimagent Austin Powers
tagsüber dem Bösewicht Dr. Evil (Mike Myers in
einer köstlichen Doppelrolle) hinterherjagte und
abends in knallbunten Klamotten freie Liebe und
Drogenkonsum propagierte. Wie mittelalterlich
müssen da dem nach 30jähriger Tiefkühlung
wieder ins Leben aufgetauten Althippy Powers die
Neunziger erscheinen, mit ihrem Gesundheitswahn
und der neuen Prüderie.
Auch der wiedergeborene Evil
findet sich in der veränderten Welt schwer
zurecht. Aber wie vor 30 Jahren bleibt das
Katz-und-Maus-Spiel zwischen Powers und Evil
gleich, und daraus schöpft Ray Roach in seiner
herrlichen Komödie Austin Powers
seine wahnwitzigen parodistischen Seitenhiebe auf
die James-Bond-Filme.
Überhaupt zieht der Regisseur
auf wunderbar amüsante Weise fast alle
Filmsparten durch den Kakao: Die
raumschiffähnliche Kapsel und die futuristische
Kleidung persiflieren das Sciene-fiction-Genre,
die Grundidee eines aufgetauten Zeitreisenden
zitiert Woody Allens Sleeper, und die
Inszenierung selbst erinnert mit ihrem Slapstick
und der Musik an die unvergeßliche Addam's
Family. sc
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Wer sich nach Wayne's World
fest vorgenommen hatte, den Possenreißer Mike
Myers künftig weiträumig zu umgehen, der sollte
sein Urteil noch einmal überdenken. Ganz
besonders, wenn er zu denen gehört, die schon
bei der unnachahmlichen hippeligen
Swinglesingerorgelmusik zum Vorspann eines
x-beliebigen 60er-Jahre-Films unweigerlich zu
grinsen anfangen. Man ist sich zwar einig, daß
die Kinowelt der Sixties in ihrer aufgeblasenen
Gesamtaffigkeit bisher noch gar nicht richtig
gewürdigt wurde, doch Mike Myers ist der erste,
der's wirklich anpackt. Er ist Austin
Powers. Das Schärfste, was Ihre Majestät zu
bieten hat.
Selbstverständlich geht es
dabei (Buch: Myers) um einen früheren 007-Myers,
der tagsüber im Rüschenhemd der
Kinks durch Swinging London tänzelt,
in Blow Up-Attitüde seine Miezen zu
künstlerischen Posen anstachelt, während er
nachts mit dem Bösen persönlich am Spieltisch
hockt. Dramaturgisch pfiffig friert sich dieser
Dr. Evil (Myers) plötzlich selber ein und zwingt
Austin Powers, es ihm nachzutun, um dreißig
Jahre später, in der raffgierigen
Fitness-Jetztzeit, wieder am Ball zu sein.
Regie-Neuling Jack Roach
kämpft mit einer Überfülle komischer Zitate,
Parodien und Albernheiten, ohne auch nur zehn
Prozent inszenatorisch so auf die Reihe zu
kriegen, daß man sich einigermaßen durchgehend
amüsieren könnte. -wu-
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