Alles andere als eine simple
Comic-Verfilmung: „Batman und Robin“
„Küß' mich jetzt,
du krankes Hirn!“

Zitiert wird aus allem, was kult und teuer ist, bis die Parodie zur Perfektion gerät

Kritik aus der

Aus Bilderflut wird Bilderwut, und alles in Falschfarben. Eine Orgie des Designs. Metall klirrt, Maschinen zischen, Neon glüht, Nebel wabert. Dazwischen die Fetischisten respektive Superhelden in ihren hautengen schwarzen Gummi-Rüstungen. „Batman und Robin“ ist ein Film, der gar keine Handlung mehr braucht.

Deshalb ist diese auch von ausgesuchter Blödigkeit: Der wahnsinnige Wissenschaftler Mr. Freeze (selbst Schwarzenegger kann bis zur Unkenntlichkeit geschminkt werden) will die ganze Welt einfrieren („weil ich so furchtbar leiden muß!“) und wird daran gehindert von Batman (George Clooney), Robin (Chris O'Donnell) und dem herrlich pummeligen Batgirl (Alicia Silverstone).

Ein dreifacher Extra-Applaus gebührt Uma Thurman als mutierter Giftküsserin Poison Ivy, die den passiv-lasziven nichtblonden sündigen Frauentyp der fünfziger Jahre sowohl perfektioniert wie parodiert. Diese Überlagerung von Parodie und Perfektion ist das Leitmotiv des Films.

Denn obwohl oder weil er an der Grenze des Schwachsinns spielt, ist er ein intellektuelles Vergnügen: das geht von Erinnerungen an die restriktive Comic-Zensur der fünfziger Jahre über die Zitaten-Architektur von Gotham City bis zur Hommage an die „Hammer Productions“, die opulenten Horrorfilme der Sechziger – alles Anspielungen auf Insider-Wissen, wie's die Studierten nun mal lieben.

Was uns den Spaß ganz gewaltig vergällt, ist die deutsche Übersetzung der fast nur aus Wortspielen bestehenden Dialoge. Diese Übersetzung muß, ganz wie der Einfrierer und die Giftküsserin aus dem Film, in eine Grube voll Gift und Chemie gefallen und dort mutiert sein. Denn man übersetzt „slippery when wet“, ausgesprochen von der Dame in einer ultrahocherhitzten Verführungsszene, ganz bestimmt nicht mit „Rutschgefahr bei Nässe“. magnus

  Kritik aus den

Gotham City, die düstere Comic-Ausgabe von Metropolis, ist wie wir wissen, ein von der Polizei kaum kontrollierbarer Mega-Moloch. Ein Ort, der mit der Zuverlässigkeit der Produktionspläne von Warner Bros. immer wieder mal in die Hände größenwahnsinniger und/oder perverser Verbrecher zu fallen droht. Waren die bisherigen Schreckgestalten – vom dauergrinsenden Joker über den Pinguin bis zum grotesken Rätselonkel Riddler – bereits eine ernsthafte Herausforderung für den Helden im Fledermausdress, so erreicht der Terror in „Batman & Robin“ jetzt seinen vorläufigen Höhepunkt.

Nein, nein, das liegt nicht nur daran, daß der kahlgeschorene Arnold Schwarzenegger den Part des Bösewichts übernommen hat. In der Rolle des durchgeknallten Wissenschaftlers Mr. Freeze stellt sein von Rache angetriebenes Sinnen und Trachten jedoch alle anderen Schurkenpläne in den Schatten: Gotham City soll von dem buchstäblich unterkühlten Verrückten eingefroren werden. Alles leblos, eisig, starr – dieser Drehbuchgimmick korrespondiert auf geradezu unheimliche Weise mit der Ideenvielfalt der faden „Geschichte“, die sogar noch langweiliger ist als die Nulldiät von „Batman Forever“. Schrecken ohne Ende.

Während ein Comic nicht zuletzt von der Reduzierung, der Knappheit seiner erzählerischen Mittel lebt, berauscht sich der Film von Joel Schumacher, der wohl nicht zufällig bereits „Batman Forever“ inszenierte, in epischer Breite geradezu daran, ein Mini-Histörchen zu einer Art Las-Vegas-Show für MTV-Junkies aufzublähen. Doch da kann zischen, dampfen und dröhnen, wie es will, allein mit Action, geschmacklos-bombastischen Popart-Dekors und ab und zu einem witzigen Dialog (für den meist Uma Thurman als sexy Öko-Terroristin verantwortlich ist) läßt sich die Phantasielosigkeit nicht übertünchen.

Mit einem Eifer, den man Regisseur und Autor gewünscht häte, kämpfen also die Guten gegen die Bösen, Batmann, Robin (Chris O'Donnel) und das erstmals auftretende Batgirl (noch überflüssiger als alles andere: Alicia Silverstone) gegen Mr. Freeze, die wandelnde Frostbeule, und den bereits erwähnten Öko-Vamp, der mit fortschreitendem Hirnschwurbel mehr und mehr zum erotischen Dum-Dum-Geschoß mutiert. Was soll einem dazu noch einfallen?

Bleibt die Chronistenpflicht, George Clooney als dritten Batman im vierten Film zu erwähnen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Michael Keaton und Val Kilmer umspielt oft ein sanftes ironisches Lächeln seine Lippen. Clooneys Batman ist kein tragischer Held, sondern ein Sonnyboy, der sich im Ernstfall ins Latexkostüm wirft und für Ordnung sorgt. Vielelicht sind ihm aber auch nur gerade die vielen Dollarscheinchen seiner Gage eingefallen. MICHAEL MEIER

Zur Original-Homepage von BATMAN & ROBIN (engl.)

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