"Bean"
Anarcho im Tweed-Sakko:
Da versteht auch Didi Hallervorden die Welt nicht mehr.
Der britische Humor ist bekanntlich unerreicht. Dies gilt sowohl für die Produktion von Komik als auch für die Fähigkeit, selbige zu genießen. Alle Welt weiß das und hält sich daran. Was offenbar um so leichter fällt, je schlichter ein englischer Juxbold unter seinen nationalen Vorschußlorbeeren daherkommt. So wurden die „Wilden Kreaturen“ von Ex-Monty-Python John Cleese von der Amüsementpresse zerpflückt, während Rowan Atkins alias „Mr. Bean“ mit seinem „ultimativen Katastrophenfilm“ als „Anarcho im Tweed-Sakko“ vorgestellt wird. Da versteht auch Didi Hallervorden die Welt nicht mehr.

Wer schon die TV-Sketche von Mr. Bean, dem Spießer mit der Aura eines magenkranken Kaninchens nicht die Bohne lustig fand, den erwarten in der abendfüllenden Ausschlachtung der Figur (Regie: Mel Smith) grob gepeilt drei bis fünf Lacher. Rundum im Kino wird vorsichtshalber im Dauerbetrieb gekichert. Entweder weil Mr. Bean dauernd so schrecklich menschliche Sachen passieren, wie Tempo-Taschentuch im Nasenloch, Wasser im Schritt und dergleichen, weil er so tolle Grimassen schneidet, oder einfach weil man gelesen hat, daß man ein Muffelkopf ist, wenn man so etwas nicht komisch findet.

Die Story, die diesen gottlob eher pantomimischen Humor zu Spielfilmlänge verpappen und breitwalzen soll, dient der Erschließung des amerikanischen Marktes: Mr. Bean als vertrottelter Museumswächter, den seine englischen Arbeitgeber gern los würde, wird zu eben diesem Zweck nach Los Angeles geschickt. Er soll ein von den Amerikanern gekauftes Gemälde sozusagen im neuen Heimatmuseum fachmännisch einführen.

Der dramaturgisch an den Haaren herbeigezerrte Vorwand für nicht enden wollende heitere Mißgeschicke entwickelt wie gewöhnlich ein sentimentales Eigenleben. Und so mutiert – der Geschichte zuliebe – der trottelige Egomane auch noch zu einem netten Kerl.

Bis Mr. Bean wieder im eigenen Bettchen liegt, kann man seinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber britischem Humor gründlich ad acta legen.

(Admiral, Atlantik, Autokino, Roxy, CineCittá, Nürnberg; City, Fürth; Glocken-Lichtspiele, Erlangen). -wu-

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