"Chasing
Amy": independent und doch nicht cool |
Sieh da, auch Independent-Regisseure
gemeinhin als cool und abgebrüht verschrieen
glauben bisweilen an die große Liebe. Besser als ihre
Kollegen aus Hollywood aber wissen sie, daß sich daran
keineswegs die Garantie vom immerwährenden großen
Glück knüpft. Manchmal ist just das Gegenteil der Fall. Chasing Amy etwa ist eine Tragikomödie, an deren Ende sich drei Menschen getrennt und ziemlich verändert haben. Fast eine Art éducation sentimentale, eine klassische Erziehung des Herzens ist es, was der Zuschauer hier präsentiert bekommt, und das ausgerechnet von Regisseur Kevin Smith, der in seinem Debütfilm Clerks Die Ladenhüter (1995) abgeklärt das Groteske des Alltags bloßlegte; etwa das Phänomen der postmortalen Erektion und seine Folgen im Dunkel einer Drugstore-Toilette. Quentin Tarantino hat bezeichnenderweise dröhnend gelacht, als er Clerks sah. Auch diesmal dürfte Tarantino durchaus auf seine Kosten gekommen sein; zumindest bei jener Szene mitten in einer Bar, als Alyssa (Joey Lauren Adams) und Bank (Jason Lee) einander stolz die Narben zeigen, die sie sich bei diversen Liebesakten zugezogen haben, und Smith die lautstarken Schilderungen mit kurzen Bildsequenzen veranschaulicht. Daneben aber charakterisiert manch verhaltene, manch romantische und zunehmend auch manch bittere Ton das neue Werk des jungen Amerikaners. An der Seite von Alyssa und Bank nämlich sitzt mit bedrückter Miene Holden (Ben Affleck), der in Alyssa verliebt ist und soeben erfahren hat, daß sie Frauen bevorzugt. Dennoch wird eine richtig schöne Liebesgeschichte daraus, mit Küssen im Regen und Kuscheln im Bett. Bis Holden erfährt, daß Alyssa vor ihm schon Sex mit anderen Männern hatte. Chasing Amy zeigt die aufgeklärte junge Generation der 90er Jahre und wie auch bei ihr scheinbar überholte Begriffe wie Besitzdenken, Eifersucht und Mißtrauen zu den letztlich zerstörerischen Triebkräften einer Beziehung werden können. Auch auf diese Weise hinterläßt die Liebe Narben. ta |
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