Nach dem
Machtwechsel in der ehemaligen Kronkolonie zieht
es die Regisseure Hongkongs scharenweise nach
Hollywood. Inzwischen ist auch Tsui Hark
(Die Todesgrotten der Shaolin), neben
John Woo eines der Aushängeschilder des
chinesischen Actionfilms, in Tinseltown
eingetroffen. Und dort sind anpassungsfähige,
erfolgverheißende Immigranten natürlich immer
herzlich willkommen.
Die Chance, einen guten Film zu
drehen, bekommen aber auch Branchenkenner wie
Hark nur selten. Zuerst muß ein Gesellenstück
angefertigt werden, das unter aller Sau sein
kann, dafür aber die Kassen klingeln läßt.
Also drückte man dem Einwanderer ein konfuses
Drehbuch mit einer abgestandenen
Plattmacher-Story in die Hand und teilte ihm
freundlich mit, er solle es jetzt mal schön
krachen, qualmen und scheppern lassen. So oder so
ähnlich wird es wohl gewesen sein.
Zufällig war zu jener Zeit
gerade Jean-Claude van Damme, der belgische
Dreschflegel, ohne Beschäftigung. Gebongt,
engagiert: Als Neuling muß man eben nehmen, was
kommt auch wenn es sich dabei um einen
Schauspieler (?) mit der Ausdruckskraft einer
Betonmischmaschine handelt.
Es wird niemand verwundern,
daß Double Team, das Produkt der
multikulturellen Vereinigung, ein lärmender,
wirrköpfiger Bastard des Popcorn-Kinos geworden
ist. Ohne Sinn, ohne Verstand, ohne
(Unterhaltungs-)Wert: Von fernöstlicher
Kampfästhetik oder, noch exotischer,
Originalität keine Spur.
Jack Quinn (der gute
Knochenbrecher: Jean-Claude van Damme), ein
Antiterror-Spezialist im Ruhestand, läßt sich
für einen allerallerletzten Auftrag (!)
reaktivieren, der prompt in die Hose geht. So
kommt's eben, wenn man zu ehrgeizig ist und seine
schwangere Frau im Stich läßt.
Zusammen mit einem
Waffenhändler (schriller Sidekick des guten
Knochenbrechers: Basketball-Exzentriker Dennis
Rodman) muß er den Top-Terroristen Stavros (der
böse Knochenbrecher: Mickey Rourke) jagen, der
den Tod seines Sohnes an Quinn rächen will.
Showdown im minenverseuchten römischen
Colosseum: Es ist ein Jammer!
Ganz selten blitzt Harks
Gespür für rasantes Timing, schräge
Bildkompositionen und schwarzen Humor auf. Das
war's dann aber schon. In Hongkong drehten sie
einst mit Mini-Etats kleine, phantasievolle
Genre-Klassiker, im Exil ist es genau umgekehrt.
Wer will, kann da einen Zusammenhang sehen.
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