Prinz Eisenherz: Neuauflage aus Babelsberg
Abgedrehte Phantasterei

Die ersten überlebensgroßen Helden meiner Kindheit waren Comic-Heroen wie Tarzan, Akim, Sigurd und – natürlich – die von Harold R. Foster kreierte mittelalterliche Lichtgestalt Prince Valiant. Mit Henry Hathaways Verfilmung (damals mit dem pagenkopffrisierten Robert Wagner in der Titelrolle) der Endlos-Saga vom immergrünen Kampf der Guten gegen die Bösen erreichte die Popularität des jugendlichen Recken Mitte der 50er Jahre ihren Höhepunkt.

Fans des draufgängerischen, alsbald zum Ritter erhobenen Knappen gibt es aber auch heute noch genug. Die von Bernd Eichinger produzierte, in Babelsberg gedrehte Neuauflage von „Prinz Eisenherz“ schwingt jetzt das „singende Schwert“ im direkten Duell mit Batman und Konsorten, um den alten Mythos aufzupolieren. Nur: Es wird nicht funktionieren.

Denn der Streifen von Anthony Hickox ist ein ermüdendes, durch und durch traditionelles Fantasy-Spektakel, gegen den Hathaways Film geradezu modern wirkt. Hickox erspart dem Zuschauer zwar digitale Zauberkunststücke und barbarische Schnittfolgen, hat jedoch mit einer – wie auch immer gearteten – Interpretation nicht das geringste am Hut. Es nervt schon nach wenigen Minuten, mit welcher Dreistigkeit hier säckeweise Genre-Albernheiten unter das Volk gebracht werden.

Ungehemmt verwurstet das Drehbuch jede auch noch so abgedrehte Phantasterei, die einem zu König Artus und den Rittern der Tafelrunde nur einfallen kann. Tugendbold Eisenherz (Stephen Moyer) also wird von einem Edelfräulein becirct, schaut treuherzig wie der „Monaco Franze“ und widmet sich sonst dem Kampf mit finsteren Mächten, die in einem kahlköpfigen Wikinger (Thomas Kretschmann) ihren signifikanten Antagonisten findet. Irgendwann wird's völlig unverständlich, was aber auch wurscht ist, denn wer kann jetzt die Verhältnisse am Hof von Thule begreifen?

Die simple Mär wirkt weitaus holzschnittartiger als das Comic-Original, wo dem um den Thron betrogenen Prinzen zuweilen sogar ein intelligenter Satz oder ein bißchen Philosophie über Leben, Raum und Zeit zugestanden wurde. Hier aber langt's nicht mal zu einem ordentlichen Showdown. mime

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