Wenn das Böse die Übersicht verliert
Im Weltraum-Märchen
„Das fünfte Element“ ist vor allem die Komik sagenhaft

Das Gute, das Böse, die Liebe und der Heldenmut. Aus diesen vier Elementen ist die Handlung von Luc Bessons Science-fiction-Märchen „Das fünfte Element“ gestrickt: Alle 5000 Jahre harrt das Ewig-Böse darauf, das Leben auszulöschen. Die einzige Abwehr stellt das fünfte Element dar, ein Wesen, das sich aus Erde, Feuer, Wasser und Luft zusammenfügt – das Leben in seiner vollkommensten Form. In diesem Fall verkörpert es die junge Klon-Frau Leeloo (Milla Jovovich), die enorm interessant aussieht und faszinierend fremdartig redet.

Doch um das Böse abzuwehren, braucht Leeloo Hilfe, also muß ein männlicher Mitheld her, um ihr unter die Arme zu greifen. „Vorzeige-Underdog“ Bruce Willis darf als mürrischer Ex-Soldat Korben Dallas seine Muskeln und seinen rüden Charme spielen lassen, um wieder einmal die Welt zu retten. Gemeinsam mit der atemberaubenden Leeloo erledigt er die zahlreichen Agenten des Bösen, die so planlos wie lachhaft sind. Gary Oldman als skrupelloser Zorg besitzt zwar noch eine gewisse Bedrohlichkeit, aber spätestens den tumben und liebenswert häßlichen Mangalore-Monstern möchte man den Ratgeber „Wie wirke ich so richtig gemein“ schenken. Um das Chaos abzurunden, trampelt auch noch ein durchgeknallter Radio-DJ durch die Handlung und auf den Nerven des Hauptdarstellers herum.

Doch trotz allem Witz darf im Jahre 2259 natürlich das Gefühl nicht fehlen: Korben und Leeloo verlieben sich – wer hätte es geahnt? – unsterblich ineinander und retten mit dem finalen Kuß nebenbei noch die Welt.

Luc Besson erfüllte sich mit diesem Film einen Kindheitstraum, und das sieht man. Alles ist bunt und utopisch, wobei Star-Designer Jean-Paul Gaultier sich anscheinend auch noch an jedem Türknopf austoben durfte. Leider wird die knallige Kulisse durch ebensolche Spezialeffekte am laufenden Band zerlegt – möglichst viel Krawumm halt. Insgesamt ist „Das fünfte Element“ zwar kein Weltraum-Thriller, aber als Komödie ist es ziemlich gut gelungen.

(ADMIRAL, ATLANTIK, CINECITTA; Fürth: CONDOR) vg

 

Opium für das Auge, aber Lebertran für das Hirn. Seit dem Fall der digitalen Reiz- und Hemmschwellen arbeitet das Mainstreamkino so vehement wie noch nie nach dieser Formel. Nachvollziehbare Geschichten sind dabei noch das erste, worauf die Herrscher über Dinos und galaktisches Kroppzeug verzichten können.

Jetzt griff Luc Besson („Subway“, „Nikita“), dem man seit seinen Anfängen als Regisseur einen Hang zum optisch überdehnten Kunsthandwerk bescheinigen kann, für „Das fünfte Element“ tief ins Produktionsbudget und dann noch tiefer in die Trickkiste. Hinsichtlich Tempo und Spezialeffekten, Pomp und Pop (Jean-Paul Gaultier fungierte als Kostümdesigner) ist der Film des Franzosen den Streifen amerikanischen Kollegen durchaus ebenbürtig.

Die Story allerdings schwächelt von Beginn an beträchtlich. So zieht sich Besson bei dem Versuch, einen Mythos für das nächste Jahrtausend zu kreieren, immer wieder mit selbstironischen Albernheiten aus der Affäre, wenn das Fantasymärchen in seine Einzelteile auseinanderzufallen droht. Einige Gimmicks sind Besson gelungen, andere dagegen so nervend wie sein – urheberrechtlich bedenklicher – Griff in die Schatztruhe des Genres, aus der er Versatzstücke von Klassikern wie „Blade Runner“ und „Metropolis“ hervorzaubert.

Zuverlässig wie immer ist Bruce Willis in der Heldenrolle des ehemaligen Soldaten Korben Dallas, der jetzt ein Lufttaxi durch das utopische Ambiente New Yorks – wir sind im 23. Jahrhunder – steuert. In erster Linie ist Tausendsassa Dallas cool, was a) Willis einwandfrei beherrscht, und b) grundsätzlich angesagt ist, wenn es die Welt vor dem Untergang zu retten gilt. Ein riesiger Feuerball befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde, auf der sich ein größenwahnsinniger Waffenhändler und schweinsgesichtige Aliens mit Bösartigkeiten überbieten.

Ein fünftes Element, sprich: die Liebe, wurde in Gestalt der rothaarigen Kindfrau Leeloo (Milla Jovavich) geklont. Nur dieses Wesen kann – im punktgenauen Zusammenspiel mit den Symbolen der traditionellen Elemente – Tod und ewigen Sieg des Bösen stoppen. Na ja, verstehen muß man den gleichermaßen um Originalität und wiedererkennbarkeit bemühten Plot sowieso nicht. Irgendwie treffen sich da vermutlich die Ansprüche von Filmemacher und einem Großteil der Zielgruppe.

Nicht erst beim knalligen Action-Showdown auf einem Ferienplaneten geht der letzte Rest des philosophischen Entwurfs flöten: der Film genießt sein Delirium. Angeblich soll Besson die Story im Alter von sechzehn Jahren eingefallen sein. Da mag was dran sein. (Admiral, Atlantik und Cinecittà, Nürnberg; City, Fürth; Schauburg, Erlangen).

MICHAEL MEIER

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