A Es ist das nach dem
gleichnamigen Film benannte Harry
und-Sally-Syndrom: Männlein und
Weiblein können keine rein platonische
Beziehung führen, der kleine böse Sexus
wird ihnen immer dazwischenfunken. Wie
bei Julianne (Julia Roberts) und Michael
(Dermont Mulroney) in P. J. Hogans
Romanze Die Hochzeit meines besten
Freundes. Nach einer kurzen Affäre
sind die beiden seit Jahren gute Freunde
und teilen alles miteinander, nur nicht
das Bett. Für alle Fälle haben sie sich
die Möglichkeit auf den gemeinsamen Bund
fürs Leben erst einmal offengelassen,
unter der Voraussetzung, daß sie keinen
anderern Partner finden. Aber Michael
trifft die attraktive, blutjunge und
zudem steinreiche Erbin Kimmy (Cameron
Diaz) und will sie zu Juliannes großem
Entsetzen sofort heiraten. Der
ausgeboteten Freundin bleiben vier Tage,
diese Pläne zu durchkreuzen, und deshalb
versucht sie ihre Rivalin genau so
auszustechen, wie sie als
Gastronomiekritikerin den Geschmack
kulinarischer Köstlichkeiten beschreibt:
erfinderisch, kreativ und selbstbewußt.
Mit einer höchst
kitschigen Sequenz beginnt der
sympathische Film: Da dürfen Braut und
Brautjungfern wie im Musical vor
rosarotem Hintergrund und ganz in Weiß
singen und tanzen. Fast wie in der
Komödie Alle sagen: I love
you von Woody Allen, der für
diesen Film Pate gestanden haben könnte.
Denn auch in Hogans Film wird viel
gesungen, mal mit einer Big-Band, mal als
Karaoke-Einlage, und ebenso viel getanzt.
Und ebenso wenig wie Julia Roberts zu
Woody Allen findet, kommt sie diesmal am
Ende zu Dermont Mulroney.
Ähnliche Parallelen
wie in Personenführung und Konzeption
finden sich auch in der Inszenierung.
Denn wie Allen in seinem Film sein
Innerstes vor wildfremden Menschen
ausschüttet, führt auch Hogan in seinen
Film das Stilmittel des inneren Monologs
vor Passanten ein: Eine völlig
verzweifelte Julianne darf sich bei einem
Hotelboy ausheulen, und die Konfrontation
der beiden Rivalinnen eskaliert in
tragikomischer Weise vor der besonderen
Kulisse der Damentoilette, mit einer
aufmerksamen und beipflichtenden Schar
von Frauen als Publikum.
Überhaupt stehen in
dieser liebrei zenden und leichten
Screwball-Comedy die Frauen
im Mittelpunkt, mit der Ausnahme von
Rupert Everett in der kleinen, aber
feinen Nebenrolle als Juliannes schwuler
Freund George: Als deren angeblicher
Verlobter gibt er vor der spießig netten
Hochzeitsgesellschaft ein kurzes,
eloquentes und elegantes Gastspiel, das
an Situationskomik und Esprit nicht zu
überbieten ist und den
Verwechslungskomödien der 30er und 40er
Jahre alle Ehre erweist.
Abgesehen von Everett
aber gehört der Film ganz Julia Roberts
und Cameron Diaz, die sich gegenseitig an
die Wand spielen: Die beiden
Hauptdarstellerinnen bilden ein überaus
intelligentes und charmantes Duo mit Herz
und Hirn. Warum sie sich ausgerechnet um
den schnöden, mit herabgezogenen
Mundwinkeln dreinblickenden Dermont
Mulroney duellieren, bleibt das große
Fragezeichen, das Kimmy an einer Stelle
folgendermaßen zu erklären versucht:
Ich habe die Liste mit den
Minuspunkten weggeschmissen denn
er kann küssen wie kein anderer.
Na, was sonst?
Sharon Chaffin
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