Warten auf den Stargast
Das kleine Fressen: Die fade Restaurant-Komödie „Big Night“ von Stanley Tucci und Campbell Scott

Kritik aus der

Nicht jeder Film, der im Essen seinen Erzählstoff sucht, muß gleich so weit gehen wie einst „Das große Fressen“ von Marco Ferreri oder gar Peter Greenaways „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ – wo Kulturverfall und feine Küche sich nicht ausschließen und im kannibalistischen Schluß sinnfällig in eins gesetzt werden. Und doch hätte man sich von einer Komödie wie „Big Night“ mehr erwartet als appetitlich gereihte Gerichte und ergänzende Dialoge im Stil von „O mein Gott, es schmeckt wunderbar!“

Zwei Brüder aus Italien, der Geburtsfolge nach einfacherweise Primo (Tony Shalhoub) und Secondo (Stanley Tucci) benannt, suchen in Amerika ihr gastronomisches Glück. Vergeblich. Mögen sich die beiden Einwanderer noch so liebevoll um ihr kleines Restaurant kümmern, die Kundschaft will nicht recht kommen – oder verärgert Koch und Kellner mit kulinarischem Banausentum. Als die Bank ihr Geld fordert, erhoffen sich Primo und Secondo vom Besuch eines berühmten Jazzmusikers die dringend nötige Umsatzsteigerung. Pascale (Ian Holm), der erfolgreiche Konkurrent, will dabei vermitteln und den Star, seinen angeblichen Freund, zum großen Gastmahl laden .. .

Natürlich läuft die „Big Night“ anders als geplant, und hätten sich Stanley Tucci und Campbell Scott als Regisseure besser auf ihre Zutaten konzentriert, könnte man sich durchaus amüsieren. Aber die gemütliche Gangart, durch die sich der Film ganz unamerikanisch auszeichnet, steht jeder Komik eklatant im Wege. Es fehlt der Biß, das Leben wird zur langen, laschen Nudel. Und auch eine Isabella Rossellini als erotische Beilage kann der zahmen Brudergeschichte nicht zu mehr Schärfe verhelfen. Im Gegenteil. Ihr Grinsen bleibt schwer im Magen liegen. lupus

  Kritik aus den

O sole mio, von wegen! Der amerikanische Traum schmilzt für die zwei italienischen Restaurant-Besitzer dahin wie Butter in der Pfanne. „Paradise“ haben die beiden Brüder Primo und Secondo ihre Trattoria voreilig getauft, das Problem ist dabei nur, daß niemand ihr Gaumen-Paradies besuchen will.

Das Regie-Team Campbell Scott und Stanley Tucci hat das Italo-Milieu und den Fünfziger-Jahre-Mief genau studiert, da stimmt alles – vom chromblitzenden Amischlitten bis zu den Nahtstrümpfen der Damen im Cocktailkleid. Aber leider haben die beiden vor lauter Details das Ganze aus den Augen verloren. Viele Köche verderben den Brei, das gilt erst recht, weil es in „Big Night“ hauptsächlich ums Essen geht.


In der Regel bekommen solche Filme das wohlwollende Etikett „sympathische Independent-Komödie“ verpaßt, weil sie nicht im Hollywood-Mainstream versinken. Das Etikett paßt im Prinzip auch hier, allerdings zündet die Komödie nicht so recht. „Big Night“ spielt – wie die französische Bistro-Variante „Hippolythes Fest“ – fast auschließlich im Feinschmecker-Restaurant der beiden Brüder. Primo (Tony Shalhoub) ist ein Koch-Künstler mit Prinzipien, der seine Perlen nicht vor die Säue werfen will. Spaghetti mit Hackfleischsoße zu Risotto mit Meeresfrüchten? Niemals. Dann könnte er ja gleich Hot dogs verkaufen.

Der Geschäftsführer Secondo (Stanley Tucci) hätte es dagegen lieber, wenn sein Bruder ein paar Kompromisse für die Gäste machen würde. Secondo hat ein Verhältnis mit der Frau eines erfolgreichen Konkurrenten (Isabella Rosselini), will aber irgendwann einmal Phyllis (Minnie Driver) heiraten. Und der schüchterne Primo ist heimlich in ein Blumenmädchen verliebt.

Ein prominenter Gast soll endlich Schwung in den maroden Laden bringen: Ein Riesenessen mit dem Starsänger, so hoffen die Brüder, wird ihrer Trattoria endlich die nötige Bekanntheit bringen. Aber natürlich kommt der sehnlichst erwartete Star niemals. Die Vorbereitung für dieses opulente Mahl und das anschließende Festessen gehören zu den gelungenen Szenen in dem unausgegorenen Film. Die geschwätzigen Dialoge ziehen sich wie der Käse auf den Nudeltellern, die deutsche Synchronisation erledigt den Rest.

Anderen beim Essen zuzuschauen, macht außerdem nur bedingt Spaß. Dann vielleicht doch lieber gleich zum Italiener um die Ecke.
Steffen Radlmaier

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