Flora macht Dampf
Familien-Klamauk auf dem Lande: „Cold Comfort Farm“

Kritik aus der

Wem die zahlreichen Literaturverfilmungen englischer Klassiker auf die Nerven gehen, kann nun auflachen. John Schlesingers „Cold Comfort Farm“ basiert zwar auch auf der gleichnamigen Romanvorlage von Stella Gibbons, jedoch wollte die Autorin mit dem Buch eine Parodie auf die Romantik schreiben. So ist „Cold Comfort Farm“ gespickt mit ins Lächerliche gesteigerten romantischen Motiven und liefert zugleich einen ironischen Angriff auf die handlungsarmen Romane Jane Austens. Bereits die Hauptfigur Flora Poste (Kate Beckinsale), eine kapriziöse junge Lady aus der versnobten Londoner Gesellschaft, ist eine köstliche Persiflage auf die typischen Austen-Heldinnen. Nach dem Tod ihrer Eltern lernt sie ihre „erdverbundene“ Verwandschaft auf der „Cold Comfort Farm“ kennen: Eine skurrile Familie, die für eine Reihe kurioser Erlebnisse sorgt. sc

  Kritik aus den

Stella Gibbons' 1932 erschienener Roman „Cold Comfort Farm“ ist ein augenzwinkernder Gegenentwurf zu jenen britischen Provinzschmonzetten, in denen junge Damen mit abgespreiztem kleinen Finger an der Teetasse nippen, am Strand dem Nieselregen trotzen und fortwährend nach dem Mann ihrer Träume schmachten. Die gleichnamige Filmadaption inszenierte John Schlesinger („Fremde Schatten“) für die BBC – bei uns ist sie, sicher nicht zuletzt des Jane-Austen-Revivals wegen, im Kino zu sehen.

Die Flausen vom Adel, der verpflichtet, sind es nicht, die Flora (Kate Beckinsale) im Kopf hat, als sie – verwaist und mittellos – bei ihren Verwandten in Sussex Unterschlupf findet. Der Wechsel vom vornehmen London in die bäuerliche Umgebung könnte ein Kulturschock sein, wäre Flora nicht mit Selbstbewußtsein und Snobismus gepanzert. Die Horde rüpelhafter oder/und seltsamer Hinterwäldler, die inmitten von Dreck und Gestank ein abgewirtschaftetes Anwesen bevölkern, scheint ihre Angriffslust erst richtig anzufeuern.

Es dauert nicht lange, da zeigen Floras Bemühungen um etwas Stil im miefigen Ambiente erste Erfolge. Sie führt den Nachmittagstee ein, die Vorhänge werden gewaschen, die Fenster geputzt, das Personal über die Vorteile der Empfängnisverhütung aufgeklärt. Auch hinsichtlich der Zukunft der Familienmitglieder stellt die Missionarin des Fortschritts die Weichen. So vermittelt sie die Tochter an einen wohlhabenden Landlord, bringt einen der Söhne als Heldendarsteller beim Film unter und sorgt dafür, daß die eigenbrötlerische Oma das Loslassen lernt.

Am Ende sind fast alle aus dem Haus, jeder hat seinen eigenen Weg gefunden. Erstaunlich, daß es in dieser satirisch angelegten Geschichte kaum etwas zu lachen gibt. Schlesinger ist kein Komödienregisseur, etliche gute Chancen für handfeste Situationenskomik läßt er ohne Pointen verstreichen. Bei anderer Gelegenheit jedoch, wo Zurückhaltung angebracht gewesen wäre, tobt der Klamauk. Ein Film, der die Wahrheit des Spruches belegt, daß der Schuster bei seinem Leisten bleiben sollte. mime

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