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Kritik aus der Im alten Rom ergötzten sich die Menschen an Löwen, die auf Christen gehetzt wurden. Heute erfreut sich der Fernsehzuschauer an Reality-TV-Sendungen, die Morde und andere Verbrechen ausführlich und brutal darstellen. In seinem neuen Film Crime Time seziert Regisseur George Sluizer nicht nur die sensationsgierigen Machenschaften der privaten Fernsehstationen, sondern auch die verkorksten Seelenabgründe seiner Protagonisten. Gerade durch detaillierte Charakterstudien gewinnt dieser Streifen seine hervorragende Qualität. Die obligato rische Medienschelte, in der den Programmdirektoren nur das Schielen auf Einschaltquoten vorgeworfen wird, rückt hier in den Hintergrund. Sie manifestiert sich nur in einem geschickten Verwirrspiel um Realität und Fiktion. Sidney, ein biederer Vorstadtbürger mit Strickweste und Filzpantoffeln, frönt einem perversen Hobby. Tagsüber pflegt er seine kranke Frau und repariert bei alten Ladies Fernsehgeräte. Doch abends geht er auf Schlit zer-Tour. Er sticht Frauen nieder, schneidet ihnen das linke Auge heraus und lagert die Jagdtrophäen im Tiefkühlfach. Dieser Psychopath ist das ideale Thema für die Sendung Crime Time (Verbrechenszeit). Der arbeitslose Jungschauspieler Bobby darf den Messerstecher spielen. Innerhalb weniger Wochen steigt sein Bekanntheitsgrad enorm. Doch nach zehn Morden hört der Serienkiller auf. Bobby ist wieder arbeitslos. Der Irre ruft Bobby an und stachelt ihn auf, das blutige Werk weiterzuführen. In diesem Augenblick erreicht der Film, der von der ersten Minute an von einer perfid-diabolischen Grundstimmung beherrscht wird, noch einmal zusätzliche Spannung. Eine ungewöhnliche Kameraführung, ein nervenaufreibender Soundtrack und das Psychogramm eines Mannes, der mehr und mehr der Faszination des Zustechens erliegt, sorgen für ein ganz mulmiges Gefühl, das man mit nach Hause nimmt. Ein Thriller, der Spuren hinterläßt. rs |
Kritik aus den Das Sensationsmagazin Crimetime ist eine englische Hardcore-Variation von Aktenzeichen XY, eine Sendung, die nach dem Willen der Produzenten taff, brisant und explosiv in einem sein muß. Schauspieler stellen an Originaltatorten das Verbrechen der Woche nach, wodurch sich selbst drittklassigen Chargen wie Bobby Mahon (Fehlbesetzung der Woche: Stephen Baldwin) ein Karrieretürchen auftut. Mahon reüssiert auf dem Bildschirm als Serienkiller, der seinen weiblichen Opfern das linke Auge aussticht und einen Strumpf auszieht. Dumm allerdings, daß sich der Meuchel-Interpret immer mehr von den nächtlichen Sudeleien des echten Mörders (Pete Postlethwaite) faszinieren läßt. Noch dümmer, daß der Schlitzer eine Art Seelenverwandschaft mit seinem Fernseh-Abziehbild zu entdecken glaubt und Gefallen an der Rolle eines Programmgestalters findet. Ein Fernduell zwischen Sein und Schein ist die Folge: Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt sich bis zu dem unheilvollen Punkt, wo keinerlei Trennlinie mehr existiert. Dieser Traum jedes Reality-TV-Machers wäre als Stoff für einen passablen Thriller durchaus tauglich, würde George Sluizer (Utz, Spurlos) seine Geschichte nicht so dröge, dramaturgisch nachgerade hilflos erzählen. Die Trivialisierung der Gewalt durch
die elektronischen Medien ist als Thema ein alter Hut
Sluizer, der niederländische Regisseur, hat das
während seines Hollywood-Exils vermutlich nicht
mitgekriegt. Sonst hätte er die Story nicht so
akademisch kalt, witz- und spannungslos umgesetzt. Fazit:
Der Killer in uns schläft nicht, der Zuschauer schon. mime |
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