Willkommen, lieber Kinogänger, in Dante's
Peak. Wir haben uns alle Mühe gegeben, unsere
Desaster-Tour so spannend und aufregend wie möglich zu
gestalten. Unser Parcours ist an einem Vulkan
angesiedelt, an einem Vulkan im waldigen Herzen Amerikas,
so schön, wie es ihn gar nicht geben kann, darum haben
wir ihn kurzerhand gemalt, aber das merkt hoffentlich
keiner. Den Dante-Gipfel gibt es also nicht, aber der
Name klingt doch richtig schön infernalisch, und der
Bildungsbürger ist zufrieden, wenn er mit Zitaten
glänzen kann .durch mich geht's ein zur Heimstatt
aller Schrecken. Sie
können sich guten Gewissens unseren nervenstarken
Führern anvertrauen. Pierce Brosnan als Vulkanologe
bringt selbst ein offener Knochenbruch nicht aus der
Ruhe, und Linda Hamilton ist Mutter zweier Kinder, ich
glaube, Sie wissen, was das bedeutet. Nein, die beiden
sind nicht liiert, aber .also dazu braucht man doch
wirklich keine Phantasie!
Bitte folgen Sie den ausgetrampelten
Pfaden, unser braver Regisseur Roger Donaldson erlaubt
sich ja auch keine Extratouren! Hüten Sie sich vor
unsittlichem Nacktbaden in warmen Quellen, die Strafe
folgt auf dem Fuße! Weiden Sie sich lieber am Feuerwerk,
für das sich unsere Pyrotechniker soviel Mühe gegeben
haben, die sind nämlich teurer bezahlt als das Drehbuch.
Wie
bitte, Sie finden Dante's Peak langweilig? Ja
was wollen Sie denn? Haben Sie denn kein Herz für
renitente Kinder, störrische Großmütter und putzige
Schoßhunde, die in letzter Sekunde vor glutflüssiger
Magma gerettet werden? Wir legen eine ganze Stadt in
Schutt und Asche, nur damit Mann und Frau zusammenkommen,
und Sie gähnen? Was wollen Sie denn noch? Einen
Katastrophenfilm, der einmal alle Klischees vermeidet ,
mit inhaltlichen Überraschungen aufwartet, und
stattdessen eine richtige Geschichte mit plastischen
Charakteren zu erzählen hat? Ja, haben Sie denn das
Schild über dem Eingang nicht gelesen? Da steht groß
und deutlich: Lasset, die ihr hier eintretet, alle
Hoffnung fahren! Reika
(Kritik aus der Nürnberger Zeitung vom
11.4.97)
|