"Der Geist und die
Dunkelheit"
Actionkino mit einer Prise
Zivilisationsskepsis
Mitten in
der Hochzeit des Imperialismus hat der action-geübte
Regisseur Stephen Hopkins seinen neuen Film "Der
Geist und die Dunkelheit" angesiedelt. Vom
Bauunternehmer Beaumont (Tom Wilkinson) angetrieben, soll
Val Kilmer (Foto unten) als aufrechter und vor Optimismus
strotzender Ingenieur John Patterson in der afrikanischen
Savanne binnen fünf Monaten eine Brücke über den Fluß
schlagen. Dank dem afrikanischen Vorarbeiter Samuel (John
Kani) laufen die Dinge auf der Baustelle sehr gut; Inder
und Afrikaner, Hindus, Moslems und Christen, sie alle
ziehen an einem Strang. Doch dann tauchen um das Lager
die "Menschenfresser" auf, hungrige und
raffinierte Löwen, die die Arbeiter in Angst und
Schrecken versetzen. Den ersten Löwen tötet Patterson
noch mit einem gezielten Schuß, auch hier scheint der
Karrieremensch und werdende Vater, der in England eine
schwangere Ehefrau zurückgelassen hat, unbesiegbar, aber
zwei andere Löwen sind schlauer als er. Mensch um Mensch
schnappen sie sich und zerfleischen sie.
Wieder
einmal geht es, wie so oft in Hollywood, um die
Bewältigung eines schier unlösbaren Problems. Der
Gegner lauert diesmal in der widerspenstigen
afrikanischen Natur und ist personifiziert in zwei
Löwen, die die Eingeborenen "Der Geist und die
Dunkelheit" nennen. Eine Art böser Rachegott
scheint sich dahinter zu verbergen, die Arbeiter fliehen
vor ihm und der Bau kommt ins Stocken. Statt die Brücke
zu bauen, verfolgen die mutigsten Männer im Lager nun
die Löwen. Stephen Hopkins inszeniert das Duell zwischen
Mensch und Tier als fesselndes Actionkino, das mit
gelungenem Schnitt die doch eher simple Dramaturgie einer
Großwildjagd raffiniert und überraschend aufzufächern
weiß.
Mit dem
Jäger Remington (Michael Douglas mit Löwenmähne), der
erst in der zweiten Hälfte des Films auftaucht, um die
bis dato erfolglosen Löwenjäger zu unterstützen,
leistet sich "Der Geist und die Dunkelheit"
sogar eine vielschichtige und gebrochene Figur, die trotz
ihres energischen Auftretens am Sinn des Tötens und an
der Besiegbarkeit der Löwen zweifelt. Der Film, der
vorher auch beeindruckende Massenszenen bot und die
Brutalität der reißenden Löwen vor allem über die
Geräusche vermittelte, konzentriert sich von nun an nur
noch auf seine zwei Hauptdarsteller und die
Auge-in-Auge-Konfrontation mit dem Löwen. Das ist
schade, denn darüber vergißt man fast, daß nach der
beendeten Jagd, als Pattersons Frau mit dem Baby
eintrifft, Val Kilmers Augen immer noch gehetzt das hohe
Savannengras absuchen. Es könnte sich ja ein anderer
Löwe, ein neuer Gegner darin verstecken. th
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