Für die Wahrheit läßt der Anwalt
den Affen raus
Grimassen und flache Gags in der US-Komödie „Der Dumm- schwätzer“ mit Jim Carrey

Kritik aus der

In Mimik und Geräuschbildung würde Anwalt Flechter Reede ohne weiteres auch als Schimpanse im Affenhaus überzeugen. Eine Hommage an „Grzimeks Tierleben“ ist die Filmkomödie „Der Dummschwätzer“ jedoch nicht. Regisseur Tom Shadyac hatte eher die Lachmuskeln des Kinopublikums im Sinn, als er Jim Carrey einen affektierten Anwalt spielen und den Affen vor Gericht machen ließ.

Fletchers Komikkünste in allen Lebenslagen sind durchaus kurios. Auf Dauer jedoch ist selbst Affentheater nicht mehr lustig. Für den Kinobesucher genausowenig wie für die Handlungsträger im Film, die dem blödelnden Juristen ausgesetzt sind. Seine penetrante Leichtfertigkeit bekommt besonders der fünfjähriger Sohn Max zu spühren, der an seinem Geburtstag vergeblich auf den Vater wartet. Denn Daddy leistet gerade mal wieder Überstunden der speziellen Art – mit weiblicher Unterstützung. Kein Wunder also, daß Sohnemann einen eigensinnigen Wunsch formuliert: Papa soll einen Tag lang nicht lügen. Das trifft Fletcher hart. Doch das psychologische Wahrheitsserum verfehlt die Wirkung nicht, wenngleich es fast die Anwaltskarriere gefährdet. Denn von nun muß der Paragraphenjongleur die Wahrheit beim Namen nennen. Mit erstaunlicher Wirkung auf Vorgesetzte, Richter und Mandanten und seine Familie.

„Dummschwätzer“ Jim Carrey erinnert optisch wie auch im Gebaren an Jerry Lewis. Doch wo Lewis Alltagskomik in Szene setzt, überzieht Carrey als hampelnder Rechtsanwalt den Witz. Bei aller Toleranz gegenüber dem Hollywood-Humor wirkt das kos metisch, langatmig und vorhersehbar. Selbst die Schlußszenen im Abspann („verpatzte“ Passagen aus den Dreharbeiten) können den Film nicht mehr retten. Schade, denn gerade sie vermitteln den Eindruck, daß die schauspielerische Leistung durchaus beachtlich war, die künstliche Überreizung mit Albernheiten dem Film jedoch viel genommen hat. müc

  Kritik aus den

Nach einem der Karriere dienlichen Beischlaf mit seiner Vorgesetzten bemerkt Anwalt Fletcher (Jim Carrey) mit Entsetzen, daß sein sonst so wendiger Organismus nicht die kleinste Lüge mehr zu formulieren imstande ist. Das nach dem Sex herauspurzelnde „hab' mich schon besser amüsiert“ entpuppt sich als Gongschlag zu einer vierundzwanzigstündigen Runde absoluter Ehrlichkeit, die ihm sein kleiner Sohn Max – wieder mal im Stich gelassen – beim Auspusten der Geburtstagskerzen an den Hals gewünscht hat. Der schleimige Maître Lügenbold, verhext in einen Mr. Hyde von grausiger Wahrhaftigkeit.

Nach einer Serie märchenhaft honorierter Unsäglichkeiten (zuletzt „Dumm und Dümmer“ und „Cable Guy“) wechselte Jim Carrey zwar nicht gerade ins Charakterfach, aber er kann sich unter der Regie von Tom Shadyac immerhin als durchgängig amüsanter Komiker auf den Spuren von Steve Martin präsentieren. Das Drehbuch verzichtet diesmal auf debile Anal-Schäkereien, übergießt allerdings das groteske Fiasko des lügenlosen Anwalts mit einem süßlichen Vater-Sohn-Thema, das so manchen Workaholic-Papi einen Satz Kinokarten kosten dürfte. Als komische Zuwaage ist der Abspann mit ein paar genialisch verjuxten Improvisationen bei den Dreharbeiten unterlegt. wu


Offizielle Homepage von "Der Dummschwätzer" (engl.)

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